Frau nach Raub in Kofferraum gesperrt: Vier Jahre Haft

In Klagenfurt hatte ein 19-Jähriger eine 57-Jährige in ihrem Auto überfallen und im Kofferraum eingeschlossen. Nun wurde er verurteilt.

Ein 19-jähriger Kärntner ist am Dienstag am Landesgericht Klagenfurt zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Er hatte im März eine 57-jährige Frau in ihrem Auto mit einer Waffe bedroht, sie gezwungen, Geld abzuheben und sie danach in den Kofferraum des Autos gesperrt. Auf der Flucht hatte er einen Polizisten verletzt. Das Urteil ist rechtskräftig.

Schwerer Raub, Freiheitsentzug, Widerstand gegen die Staatsgewalt und schwere Körperverletzung wurden dem Angeklagten vorgeworfen. Staatsanwältin Gabriele Lutschounig erläuterte in ihrem Plädoyer detailliert die Vorgänge vom 11. März dieses Jahres: "Aus dem Grund, dass man nachvollziehen kann, welche Ängste das Opfer ausstehen musste." Der Angeklagte habe in Klagenfurt auf ein mögliches Opfer gelauert - als die 57-Jährige mit ihrem Auto einen Parkplatz verlassen habe, sei er zu ihr eingestiegen und habe die Frau mit einer Schreckschusspistole bedroht. Auf Geheiß des Täters musste die Frau durch Klagenfurt fahren und an einer Trafik halten, wo sich der Täter aus dem Autofenster heraus an einem Automaten Zigaretten kaufte. Weiter ging es in Richtung Schiefling, wo er die Frau zwang, Geld abzuheben - sie hob 200 Euro ab und übergab sie dem Täter.

Danach befahl der Bursche der Frau, in den Kofferraum zu steigen, in dem er sie einschloss. 30 Minuten lang dauerte die Fahrt, bis der Täter in einer Tiefgarage in Klagenfurt stehen blieb. Er wollte ein Formular holen, mit dem ihm die Frau ihr Auto überschreiben sollte. Während der Täter weg war, gelang es der Frau, sich aus dem Auto zu befreien. Als der Täter zurückkam, setzte er sich wieder ins Fahrzeug und fuhr weg. Auf der Fahrt verletzte er einen Polizeibeamten, der nach dem Täter fahndete: An einer roten Ampel hatte der Polizist nach der Fahrertür des Fluchtfahrzeuges gegriffen, als der Täter plötzlich Gas gab und den Mann zu Boden riss - der Beamte erlitt einen Unterarmbruch. Bald danach wurde der damals 18-Jährige schließlich festgenommen.

Der Verteidiger verwies auf die schwere Kindheit des Angeklagten. Mit drei Jahren sei er seiner Mutter vom Jugendamt abgenommen und an eine Pflegefamilie übergeben worden. Mit 15 Jahren sei er schließlich auf der Straße gesessen, hatte keinen Beruf. In dieser Zeit häufte der Jugendliche mehrere Vorstrafen an, hinzu kam eine Abhängigkeit von Benzodiazepin. Das habe laut Verteidigung auch zu einer Enthemmung am Tag der Tat geführt: "Die Furcht des Opfers ist nicht so zu ihm durchgedrungen", so der Verteidiger.

Mit leiser Stimme bekannte sich der Angeklagte schuldig und erwähnte auch seine Drogenabhängigkeit: "Wegen der Tropfen war ich enthemmt, ich wollte schnell an Geld kommen." Die Waffe habe er am Tag der Tat "zum persönlichen Schutz" mitgehabt. Fast ohne Widerspruch bestätigte er die Anklage der Staatsanwaltschaft. Die Bank in Schiefling habe er ganz bewusst ausgesucht, da diese über keine Außenkamera verfügte. Dass er später einen Polizisten mitriss, habe er nicht mitbekommen: "Ich habe die Person neben dem Auto gesehen, bin erschrocken und aufs Gas gestiegen." Auf einem Schotterweg am Kreuzbergl blieb er mit dem Auto schließlich an einem Baumstumpf hängen und wurde festgenommen.

Auch das Opfer sagte in dem Prozess aus. Der Täter sei ihr nicht übermäßig aggressiv vorgekommen, er habe die Frau stets mit "Sie" angesprochen. Besonders schlimm sei aber der Kontrollverlust gewesen: "Als ich vorne gesessen bin, habe ich noch mit dem Täter reden können. Aber als ich im Kofferraum war, habe nichts mehr beeinflussen können - ich war richtig wehrlos. Ich habe an meine Mutter gedacht, die so früh gestorben ist, ich habe an meine Kinder gedacht." Die Ungewissheit, was der Täter mit ihr vorhatte, sei das Schlimmste gewesen: "Mir war bewusst, das kann bis zum Tod gehen." Der Täter sei gefahren "wie ein Irrer". Als er schließlich in einer Tiefgarage anhielt, gelang es der Frau, vom Kofferraum aus in den Fahrerraum und schließlich aus dem Fahrzeug zu entkommen.

Schockierend sei für die Angeklagte aber gewesen, wie die Leute in der Tiefgarage auf sie reagierten. Ein Mann, der die um Hilfe rufende Frau sah, habe sich in sein Auto gesetzt und sei schnell weggefahren. Eine weitere Frau habe ihr erst nach Zögern ihr Handy überlassen, da sie es angeblich eilig gehabt hätte. Als sich die 57-Jährige schließlich zu einem Mann in dessen Auto gesetzt und ihm ihre Lage geschildert habe, habe dieser nur gesagt: "Ich habe selber Probleme." Er habe die Frau gebeten, auszusteigen und sei davongefahren.

"Wie soll es weitergehen mit Ihnen?", fragte Richter Michael Schofnegger, der dem Schöffensenat vorsaß, den Angeklagten. "Ich will mein Leben in den Griff kriegen", sagte der 19-Jährige. Und weiter: "Es tut mir leid, ich möchte für den von mir verursachten Schaden aufkommen."

(APA)

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