Urlaub für Traditionalisten

St. Wolfgang bietet sich auch als Ausgangspunkt für Nostalgiefahrten mit einer historischen Lokomotive auf den Schafberg an – so wie sich einst auch Kaiser Franz Josef auf den Berg bringen ließ.
St. Wolfgang bietet sich auch als Ausgangspunkt für Nostalgiefahrten mit einer historischen Lokomotive auf den Schafberg an – so wie sich einst auch Kaiser Franz Josef auf den Berg bringen ließ.(c) Clemens Fabry
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Auf den Spuren Peter Alexanders in St. Wolfgang. Sommerfrische wie sie einst der Kaiser genoss im Salzkammergut. Erinnerungen an frühe Urlaube am Weissensee und eine Reise ins Tirol des Andreas Hofer.

All inclusive, Plattenbauhotels und Strände, gepflastert mit Sonnenschirmen und Liegen? Wer das für uninteressante neue Erscheinungen hält, für den gibt es die Orte der Traditionalisten und Nostalgiker. An denen man ein wenig in die Vergangenheit schweift, sinniert, wie es wäre, würde einem nicht nur ein kostümierter Kaiser beim Zauner in Ischl oder in der Bergbahn auf den Schafberg begegnen. Wie es war, als die Reise nach Kärnten Luxus war. Oder auf den Spuren Andreas Hofers durch Innsbruck.

Schafberg und Kellner Leopold: St. Wolfgang

Man kommt ja nicht aus. Schon am Weg nach St. Wolfgang schleicht sich der Ohrwurm ein. „Im Weissen Rössl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür . . .“, singt Peter Alexander. Kommt man in das schmucke Örtchen, wird es noch kitschig-schöner. Alte Bürgerhäuser, die Wallfahrtskirche mit dem Arkadengang zur Seeseite, die Bootshütten entlang der Promenade im Sonnenuntergang. Ein guter Ort für Urlaubstage ganz wie anno dazumal. Ja, dass es all die modernen Feriendinge von Wakeboarden, Stand-up-Paddeln bis Klettersteigen auch gibt, sei erwähnt. Nostalgiker treffen sich aber eher beim Platzkonzert der Blasmusik, auf dem Ausflugsdampfer oder bei einer Portion Salzburger Nockerln auf der Terrasse vom Rössl – Peter Alexander als Kellner Leopold grüßt auf der Karte.

Aber es ist nicht nur der Charme des 60er-Jahre-Tourismus und des Operettenfilms, in die man in St. Wolfgang ein wenig zurückreisen kann. Wenn die historische Lokomotive (Nostalgiefahrten jeden Sonntag) auf den Schafberg fährt, kann man sich ausmalen, wie das damals war, als sich Kaiser Franz Josef im Jahre 1884 zum ersten Mal so hinaufbringen ließ. Im Hotel am Gipfel, 1862 als erstes Berghotel Österreichs gebaut, soll er genächtigt haben. Und noch heute begeht man den Sonntag dort ganz traditionell: mit Blasmusik-Frühschoppen und in Tracht. cim

Kaiser, Blumen ohne Klischees: Bad Ischl

Bad Ischl ist der einzige Ort in Österreich, wo Menschen in k.u.k. Uniformen zum Stadtbild gehören. Sie flanieren über die Esplanade – bepflanzt natürlich mit Kaiserlinden – um im Cafe Zauner Kaiserschmarrn zu essen. An heißen Tagen sieht man sie im Kaiserpark oder in „Des Kaisers neue Gärten“ – die oberösterreichische Landesgartenschau tagt heuer in der Stadt. Zum Tagesausklang versammelt sich die Hofgesellschaft beim k. u. k. Schirm – dem Monarchenbeisl schlechthin. Nächstes Wochenende erreicht die Kaiserversessenheit ihren Höhepunkt: Das dreitägige Kaiserfest geht über die Bühne. In Bad Ischl ist die Zeit stehen geblieben. Wer aber echte Traditionen der Ischler kennenlernen will, die diese pflegen wie einen geheimen Schatz, der muss wohl mit echten Ischlern reden.

Wo findet man diese? Der Einheimische verspeist seine Torte nicht beim Zauner, sondern etwa in der Konditorei Feine Sache oder im Café Ramsauer. Auch der freitägliche Wochenmarkt ist eine gute Gelegenheit, um mit ein wenig Glück jemanden zu finden, der verrät, in welchem Wirtshaus sich die Seitlpfeifenspieler gerade treffen, um zusammen Volksweisen zu spielen. Oder wo die legendäre Lederhosen-Hani zu finden ist – eine der letzten Lederhosenstickerinnen Österreichs. Vielleicht erfährt man, wo es Holzknechtnocken gibt. Die stehen nirgendwo in der Karte und sind nur auf Vorbestellung zu haben – zum Beispiel im alten Gasthaus Rettenbachmühle. Einer, der noch alle Geschichten und Traditionen kennt, ist der Rad-Hans, der Wirt auf der Hoisnrad-Alm, bei dem es die beste Brettljausn gibt.

Wenn man es schafft, sein Herz zu gewinnen, dann erzählt er vielleicht eine der Geschichten zu den Bergen und ihren Geistern. Wer sich nach der Wanderung abkühlen möchte, der kann entweder an einen der überlaufenen Seen fahren – oder vielleicht von einem Ischler erfahren, wo die schönen Buchten zum Baden an der Ischl sind, wo der Weg zum versteckten Nussensee ist oder wie man zum unberührten Schwarzensee kommt, wo der Altweibersommer die schönste Jahreszeit ist. Schön und traditionsbewusst ist es in Ischl übrigens nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter, wenn die Glöckler mit ihren bunten leuchtenden Kappen die Geister vertreiben – und die Weihnachtsbeleuchtung die Gassen erhellt, natürlich in Form eines altösterreichischen Doppeladlers. ath

Als Kärnten noch Luxus war: Der Weissensee

Das Leben war ein Super-Acht-Film. In den 1960er-Jahren war die eigene filmische Kreativität noch wichtiger als Fernsehen. Man fuhr nach Italien oder in die heimische Sommerfrische, kein Gedanke an Trips nach Dubai wie heute. Die Reise an den Weissensee in Kärnten per Auto, welch ein Luxus, dauerte acht Stunden – und ist auch heute noch recht lang. Im August lag manchmal Schnee auf den Bergen, es schüttete, wir rannten vor den Kühen davon. Für ein Kind ein Paradies. Man sieht Klein-Barbara in einer rot-gelben Schwimmweste paddeln. Einmal sprang ich ohne diese in die kühlen Fluten und ging kurz unter, was der Liebe zum See keinen Abbruch tat. Wir hatten ein Ruderboot, das waren die seltenen und kostbaren Stunden allein mit dem viel beschäftigten Vater. In der Frühstückspension gab es zwei Kinder, Walter und Hannelore. Der weißblonde Walter war mein erster Verehrer – und Hannelore drosch mir aus Eifersucht ihre Badeschuhe ins Gesicht. Ich fragte: „Warum tust du das?“ Meine Mutter schüttelte den Kopf und rief: „Wehr dich!“ Die Nagler-Alm, die Weissensee-Schifffahrt gibt es noch immer, ebenso die geheimnisvollen Tiefen in unzähligen Schattierungen von Grün und Blau, weit unten im Wasser die schwarzen vermoderten Baumstämme: Wer dort wohl wohnte? Auf dem Ronacher-Felsen, einst ein einfaches Fischrestaurant mit Holzverschalung, steht nun ein Luxushotel mit Blick auf die „Waterfront“. Die früher eher arme Gegend mit schlichten günstigen Quartieren und wenigen Hotels hat ihren urwüchsigen Charme bewahrt. Allerdings hat sie jetzt mehr den Charakter eines Natur-Disney-Landes mit Appartement-Häusern, schmucken Gaststätten im Alpinstil, Wander-, Mountainbike-Wegen und Tauchschule. Eine Natureisbahn, ein kleines Skigebiet und Loipen locken auch im Winter Touristen an. bp

Alte Kanonen, neue Museen: Hofers Innsbruck

Es ist nicht so, dass die Tiroler Freiheitskämpfe des Jahres 1809 im Stadtbild omipräsent sind. Wer genau schaut, findet einige Hinweise auf Andreas Hofer: eine Kanonenkugel am Gumpphaus in der Altstadt, eine Inschrift auf dem Hotel Goldener Adler, in dem Hofer einst residierte, oder ein Denkmal vor der Ottoburg. Auffälliger thront da Innsbrucks jüngste Sehenswürdigkeit, das „Tirol Panorama“ auf dem Bergisel. Dort, wo die Tiroler Freiheitskämpfer die Bayern (so die überlieferte Strategie Hofers) „über den Berg hinunterwerfen“ sollten, wurde das Museum vor wenigen Jahren neue Heimstätte des Riesenrundgemäldes. Dieses mehr als tausend Quadratmeter große 360-Grad-Ölgemälde aus dem Jahr 1896, das die dritte Bergiselschlacht zeigt, war bis dahin in einer Rotunde am Innufer untergebracht. Authentischer – und auch mit leisen kritischen Tönen zum Volkshelden und seinen Gegnern – soll im Rahmen einer Kostümführung auf dem Bergisel gezeigt werden, „wie die Zeit wirklich war“ sagt Historikerin Monika Frenzel, die das Schauspiel auf Anfrage organisiert (perpedes-tirol.at). Hofer selbst tritt, wie andere Freiheitskämpfer, in „Tollkühne Weiber und heldenhafte Mander anno 1809“ übrigens nicht auf. phi

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2015)

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