Asfinag-Plan: Pannenstreifen bei Stau öffnen

Clemens Fabry
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Der Autobahnbetreiber prüft auf drei Abschnitten ein seit Jahren betriebenes Vorhaben zur - kostengünstigen - Kapazitätssteigerung. Zunächst sind nur Computersimulationen geplant. Die Autofahrerklubs waren bisher geteilter Meinung dazu.

Jetzt also wirklich. Der Autobahnbetreiber Asfinag will nun einen seit Jahren kolportierten Plan in die Tat umsetzen und das, was in manch anderen Ländern längst Normalität ist, auch hierzulande einführen: Das zeitlich befristet erlaubte Befahren des Pannenstreifens auf Autobahnen bei Stau.

Bereits vor zwei Jahren hatte die "Presse" über die Vorarbeiten zu drei entsprechenden Pilotprojekten berichtet. Heute, Montag, kündigte das Unternehmen deren Umsetzung offiziell an. Vorerst handelt es sich jedoch lediglich um Computersimulationen auf geeigneten, und regelmäßig von Staus belasteten Abschnitten. Diese Abschnitte sind:

A 4 Ost Autobahn vom Knoten Prater bis zum Knoten Schwechat in Fahrtrichtung Nickelsdorf (rund acht Kilometer).
A 1 Westautobahn von der Anschlussstelle Wallersee bis Salzburg Nord in beiden Fahrtrichtungen (rund sieben Kilometer)
A 12 Inntalautobahn, zwischen Innsbruck West und Zirl Ost, in beiden Fahrtrichtungen (rund neun Kilometer).

Erweisen sich die Ergebnisse der Simulationen als nützlich, will das Unternehmen sozusagen "live" schalten, also in den Echtversuch gehen. Wer sich auf den stark belasteten Strecken auf baldige Entlastung freut, wird sich aber noch gedulden müssen. Für die Umsetzung ist nämlich auch eine Gesetzesänderung notwendig. Mit politischer Unterstützung würde es nach Einschätzung des Unternehmens zumindest bis zum Frühjahr 2019 brauchen, bis alle Voraussetzungen gegeben sind.

Bereits in der Vergangenheit war öffentlich mehrfach über dieses Vorhaben diskutiert worden. Mit der gesetzlichen Verankerung der Rettungsgasse, so lautete ein Argument, sei die Zufahrt von Einsatzfahrzeugen zu Unfallorten nämlich in jedem Fall gewährleistet. Auch so mancher Landespolitiker äußerte sich immer wieder positiv zu entsprechenden Vorhaben. Die Ostautobahn war so ein Fall. Angesichts leerer Kassen bei Bund, Ländern und Asfinag halten viele diese Variante für eine pragmatische Lösung bei der Bewältigung von Stauspitzen. Echte Kapazitätserweiterungen in Form zusätzlicher Fahrstreifen sind nämlich erheblich teurer.

ÖAMTC bisher dagegen

Theoretisch möglich ist die zeitlich befristete Fahrerlaubnis für die Asfinag nur dort, wo diese Erlaubnis auch schnell an die Straßenbenützer kommuniziert werden kann: Via flexibler Überkopfanzeigen. Zusätzlich muss der Pannenstreifen breit genug und eine Videoüberwachung vorhanden sein. Die Idee dahinter ist, dass so nicht nur Staus aufgelöst, sondern schon im Entstehen verhindert werden können.

Der ÖAMTC hat die Öffnung des Pannenstreifens in der Vergangenheit stets abgelehnt. Die Rettungsgasse, so die Argumentation, sei kein vollwertiger Ersatz dafür. Der ARBÖ hingegen konnte sich unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen eine solche Lösung vorstellen.

Was hierzulande für Gesprächsstoff sorgt, funktioniert im Ausland seit Jahren ohne Aufregung. In Deutschland, England, in der Schweiz und den Niederlanden ist das Öffnen der Pannenstreifen zu Stoßzeiten gelebte Praxis.

(awe)

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