Ferien für Gemütliche

Oesterreich, NIederoesterreich, Wachau, alte Wachauerstrasse
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Urlaub auf die ganz entspannte Art, beim Wandern durch die Weinberge der Wachau, auf Spazierbergen und -wegen durchs Salzkammergut oder bei einer Fahrradtour durch Tulln.

Es muss ja nicht immer etwas passieren: So schön das Erkunden ferner Länder, lange Stadtbesichtigungen, Bergtouren oder dichtes Kulturprogramm sein mögen, manchmal ist es feiner, einfach die Beine auszustrecken, die Seele baumeln zu lassen und das Ferienprogramm gemütlich anzugehen – vielleicht gemächlich durch die Weinberge der Wachau zu spazieren, mit einem Glaserl Wein zwischendurch. Den Bergsteigern von unten beim Kraxeln zuzuschauen, das Salzkammergut auf Spazierwegen zu erkunden, in Tulln mit dem Rad den Spuren Schieles zu folgen oder in Vorarlberg auszuspannen.

Wein und Wandern in der Wachau

Wandern und Wein gehören zusammen, meist in dieser Reihenfolge. Es lässt sich auch beides – zumindest theoretisch – verschränken: Dazu besteigt man den Tausendeimerberg bei Spitz, eine ganz besondere Lage, kundig begleitet von einem Wachauer „Hiata“, der seine Gegend bis in die letzte Trockensteinmauerluke kennt. Während man die steilen Terrassen im Zickzack hinaufschnauft, wird einem locker vom Wesen des Weinbaus und von seinen Resultaten erzählt. In kleinen Pausen freut man sich schon auf das eine oder zweite Achterl Riesling, Veltliner oder Neuburger in der Vinothek hernach. Mit jedem Höhenmeter mehr. Smaragdeidechsen huschen an den Stufen vorüber, Wind streicht über das Federgras. Der Blick zur Donau ist fantastisch. Für die Winzer, die sich diese Lage teilen, ist der Tausendeimerberg Routine: Wegen des starken Gefälles und der schmalen Terrassen kann ein Traktor hier gar nichts ausrichten, alles muss von Hand gemacht werden, bis so viel Traubenmaterial zusammenkommt, wie der berühmte Berg für ein gutes Weinjahr verspricht: nämlich 1000 Eimer, sprich 56.000 Liter. Ist die Wanderambition hier noch nicht am Ende, könnte man in Spitz in den Welterbesteig rund um die Wachau einsteigen. Das wären dann 180 Kilometer in Summe, machbar in 13 Etappen. (www.donau.com)

Gemütlich durch das Salzkammergut

Die perfekte Wanderwoche? „Da schauen wir uns die Berge von unten, die Kirchen von außen und die Wirtshäuser von innen an.“ So weit einst die Weisheiten eines alten Lehrers zur Sportwoche. So pädagogisch wertlos das sein mag, so gemütlich kann es manchmal sein, den Sportsgeist Sportsgeist sein zu lassen – und die herrlichen Landschaften des Salzkammerguts ganz bedächtig zu erkunden. Am Traunsee etwa muss das Ziel nicht das Gipfelkreuz des Traunsteins sein, gemütlicher lässt sich die Gegend bis in den Spätherbst oder mit Familie bei einer Wanderung durch die Kaltenbachwildnis und auf dem Miesweg erkunden. Bei einer Gehzeit von bis zu drei Stunden führt der Weg durch wilde Schluchten, vorbei an kleinen Wasserfällen, an den gewaltigen Felswänden entlang oder auf dem Miesweg, einem gesicherten Steg, direkt über den See. Auch auf der gegenüberliegenden Seeseite lässt sich wunderbar spazieren: zum Beispiel bei einer gemütlichen Wanderung (Gehzeit ca. eine Stunde) auf die Hochsteinalm – erreichbar über einen Wanderweg – oder, bei Gehschwierigkeiten oder mit Kinderwagen, auch auf der Forststraße. Und oben empfängt neben dem Gasthaus ein großer Almstreichelzoo mit Alpacas, Minipferden, Zwergziegen, Criollos oder Schwarznasenschafen, die nicht nur Kinder entzücken. Wer danach noch fit genug ist, kann 20 Minuten zum Gipfelkreuz des Lärlkogels weiterwandern – und wird mit traumhaftem Blick über den See, zum Traunstein und über Gmunden belohnt.

Einen solchen Ausblick gibt es auf etlichen kleinen Spazierbergen und -touren der Gegend. Bei einer Uferwanderung etwa am Hallstättersee, einer Rundwanderung um den Nussensee zwischen Bad Ischl und St. Wolfgang oder am Altausseer Seerundweg mit vielen Bademöglichkeiten und Ausblick auf den Dachstein. Und macht der Blick auf die steilen Felswände dann doch Lust auf Höhenluft, gibt es mit den Berg- und Seilbahnen ja noch immer die bequeme Art, diese zu beschnuppern: mit der Katrinseilbahn von Bad Ischl auf die Katrin-Alm etwa oder mit der Gosaukammbahn auf die Zwieselalm. Und erst einmal oben angekommen, findet man gute Gelegenheiten, sich dann doch Gaststuben von innen anzuschauen. CIM

Baden, Boote und Berge am Bodensee

Gehen Sie in Bregenz, der spröden Schönen am Bodensee, an einem auch nur halbwegs schönen Tag zur Pfänderbahn. Fahren Sie den Berg rauf, sehen Sie zu, wie der Spiegel des Sees sich gen Westen entrollt, spüren Sie, wie das „Hach!“ in Ihnen aufsteigt. Oben sind es etwa 300 Meter zum rot-weißen Sendeturm. An dessen Fuß, im Garten des Gasthauses Pfänderspitze, ist heiliger Boden der Gemütlichkeit: her mit Weizenbier, Landjäger und Bergkäs! Ihr Blick schweift über die kantigen Schweizer Berge, das sanft dahinondulierende süddeutsche Hügelland, das Rheintal mit den bauklotzhaufenartigen Städten, grünen Rieden und Streuobstwiesen. Und über meinen See. Den schönsten von Österreich.

Natürlich sieht man hier nach Westen, die Himmelsrichtung aller Hoffnungen. Das ganze urbane Getue im Osten ist weit weg, schon das macht alles hier rein, klar und versöhnlich. Die internationale Lage des Bodensees zwischen den g'schaffigen Vorarlbergern, beschaulichen Süddeutschen und kauzigen Schweizern tut der Atmosphäre gut, dazu weht ein Hauch Frankreich her. Am steinigen Seeufer wird abgehangen und Most getrunken, der mittelalterliche Hafen von Lindau bei den Bayern ist einer der schönsten Orte in diesem Spiralarm der Galaxis, und überall, speziell im mittelalterlich-barocken Meersburg (Baden-Württemberg), gibt es herrlichen Wein. Im Sommer kommt man per Schiff fast überall hin, von Friedrichshafen aus fliegen Zeppeline, und wer Kunst will, schaut sich in Bregenz um. Oder Sie bleiben bei der Pfänderspitze hocken, schauen und sinnieren. Und dann müssen Sie vor lauter Herrlichkeit einen tüchtigen Schluck Weizenbier nehmen und „Hach!“ sagen – sonst explodieren Sie. wg

Mit dem Fahrrad auf Schieles Spuren

Vielleicht liegt Tulln zu nah bei Wien, oder zu unweit der Wachau: Die touristische Wahrnehmung und Wertschätzung liegt unter der, die diese hübsche Babenberger-Stadt verdient. Dabei: Das Zentrum ist schön historisch, kompakt und auf dem Hauptplatz in der Fußgängerzone lässt es sich gut Torten essen. Gelassen rinnt die Donau vorbei, man könnte darin auch baden. Zudem heftet sich eine Rad- und Spazierroute auf die Spuren des wohl größten Sohnes der kleinen Stadt, der man im moderaten Tempo folgen kann: Egon Schiele verbrachte seine Kindheit in Tulln, so manches Motiv fand Eingang in seine Bilder.

An neuralgischen Punkten hat der Tullner Künstler Gert Linke Objekte mit Schiele-Bezug gesetzt. Dort erfährt man Essenzielles, hat Zeit, dem Erzählten nachzuhängen. Start der 3,6 Kilometer langen Route mit 13 Stationen ist der Bahnhof Tulln, das Geburtshaus, hier hatten die Eltern für damalige Verhältnisse eine feudale Wohnung, der Ausblick auf die Gleise prägte den Buben. Zwischen dort und dem Endpunkt, dem Schiele-Familiengrab, liegen in kurzen Etappen Orte wie die alte Volksschule, die Minoritenkirche, der Karner, das Wasserkreuz oder der Römerturm, mit denen sich die frühe Biografie Schieles gut verweben lässt. Einen längeren Halt wird man mit Sicherheit beim Egon-Schiele-Museum einplanen: Hier sind frühe Arbeiten zu sehen, 2016 wird die Ausstellung um einige Aspekte zur Person des Malers erweitert. Das Fahrrad muss im Übrigen nicht einmal mitgebracht werden, denn es wartet schon beim Startpunkt, am Nextbike-Ständer, wo man es nach dem flachen Rundkurs wieder zurückgibt. Mad

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2015)

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