Polizei lässt Staatsanwälte wegen "Krone"-Foto ermitteln

Ein Polizei dürfte das Foto der toten Flüchtlinge gemacht haben.
Ein Polizei dürfte das Foto der toten Flüchtlinge gemacht haben.(c) APA/EPA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Das Foto der toten Flüchtlinge auf der A4 dürfte aus Polizeikreisen an die "Krone" gelangt sein. Die Polizei wird ihren Bericht der Staatsanwaltschaft übermitteln.

Nachdem die "Kronen Zeitung" in ihrer Ausgabe am Freitag ein Foto veröffentlicht hat, das die toten Flüchtlinge des Flüchtlingsdramas auf der A4 im Burgenland zeigt, will die Polizei Konsequenzen ziehen. Sie hat deshalb bereits Kontakt mit der Staatsanwaltschaft aufgenommen. Die Polizei habe die nötigen Berichte allerdings noch nicht übergeben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft der APA.

"Ich bin überhaupt nicht glücklich über diese Entwicklung, ich bin überhaupt nicht glücklich, dass dieses Foto an die Öffentlichkeit gelangt ist", erklärte Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil am Freitagabend in der "ZiB2". Er kündigte an, dass man "in diesem Fall wirklich rigoros vorgehen" wolle. "Ersten Erkenntnissen zufolge zeigt sich, dass das Foto aus Polizeikreisen angefertigt worden ist", sagte er. Wie das Foto aber weitergegeben wurde, sei noch nicht klar und werde untersucht. Auch die Polizei dürfe aus derartigen Vorfällen kein Kapital schlagen, meinte der Polizeichef.

Auch "Bild"-Zeitung veröffentlichte Foto

Ein "erster denkbarer" Tatbestand sei die Verletzung des Amtsgeheimnisses, hieß es aus der Staatsanwaltschaft. Ob und welche Konsequenzen dies im Hinblick auf den Polizeidienst des Beamten oder der Beamtin haben könne, sei allerdings Sache der Polizei. Derzeit stehe die Berichterstattung der Polizei an die Staatsanwaltschaft noch aus. Diese soll vermutlich erste Ermittlungsergebnisse beinhalten.

Indes wurde das Todes-Foto am Samstag auch von der deutschen "Bild"-Zeitung veröffentlicht - sowohl in der Print-Ausgabe als auch online - und zwar mit dem Titel "Foto der Schande". Auch die "Kronen Zeitung" druckte am Samstag erneut das Foto, diesmal allerdings leicht unkenntlich gemacht. Man habe sich nach "intensiver Diskussion in der Chefredaktion dazu entschlossen, die Katastrophe so zu zeigen, wie sie wirklich ist", steht in einem Kommentar neben dem Foto. Denn das Bild "vom geöffneten Laderaum des Todes-Lkw ist ein erschütterndes Zeitdokument". Beim Österreichischen Presserat waren mehr als 30 Beschwerden eingegangen. Geld will die "Krone" mit dem Foto nicht verdient haben.

(APA)

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