Oberösterreich: Schlepper ließen drei Kinder fast verdursten

Die Polizei verhaftete den Schlepper.
Die Polizei verhaftete den Schlepper.APA/HANS KLAUS TECHT
  • Drucken

In Oberösterreich wurden drei Kinder in einem Transport vor dem Verdursten gerettet. Zuvor wurde bekannt, dass die Polizei Flüchtlingen Zugtickets für die Ausreise gekauft hatte.

Drei Kleinkinder sind in Oberösterreich Freitagfrüh aus einem Schlepper-Transport vor dem Verdursten gerettet worden. Die Polizei hatte den verdächtigen Lkw mit insgesamt 26 Flüchtlingen auf der B148 in St. Peter am Hart entdeckt. Die drei Kinder schwebten in Lebensgefahr. "Es war schon ziemlich knapp", berichtete David Furtner von der Polizei der APA. Der Schlepper wurde verhaftet.

Der 29-jährige Schlepper aus Rumänien hatte zunächst noch versucht, der Anhaltung zu entkommen. Er drückte aufs Gas, als er das Blaulicht des Streifenwagens sah. Die 26 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Bangladesch kauerten auf engstem Raum zusammen. Die Kinder waren in dem stickigen Wagen schon in sehr schlechtem Gesundheitszustand, durch den Wasserverlust waren sie stark benommen. "Sehr lange hätten sie diese Tortur laut Medizinern nicht mehr ausgehalten", sagte Furtner. Die Polizisten riefen den Notarzt. Dieser brachte die Kinder samt Eltern ins Krankenhaus Braunau, wo sie stationär aufgenommen wurden.

Der 29-jährige Rumäne wurde verhaftet. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Ried ordnete diese die Einlieferung des mutmaßlichen Schleppers in die Justizanstalt Ried an.

Polizei kauft Flüchtlingen Bahntickets

Unkonventionelle Mittel hat die Polizei in Oberösterreich hingegen in einem anderen Fall ergriffen: 20 Afghanen wurden nach deren Aufgriff in Marchtrenk (Bezirk Wels-Land) Bahntickets gekauft, damit diese selbstständig ausreisen könnten. Die Asylwerber reisten jedoch nicht wie vorgesehen nach Ungarn, sondern nach Bayern.

Am Bahnhof sollen Frauen und Kinder erst unversorgt gewartet haben, berichteten die "Oberösterreichischen Nachrichten" am Samstag. Dem widersprach die Polizei. Beobachter der Amtshandlung erhoben in dem Bericht Vorwürfe. So hätten die Beamten die Arbeit den deutschen Kollegen überlassen. Ein Linzer Rechtsanwalt ortete in dem Verhalten der Exekutive gar eine "Beihilfe zum illegalen Aufenthalt." Österreich hätte für einen Rücktransport nach Ungarn sorgen müssen.

Polizei sieht kein Fehlverhalten

Polizeisprecher David Furtner bestätigte am Samstag gegenüber der APA, dass Flüchtlinge per Polizeibus zum Bahnhof gebracht wurden. Ein Fehlverhalten stellte er aber vehement in Abrede. Die Polizei hat die Möglichkeit, die selbstständige Ausreise zu befehlen. In diesem Fall habe man die Flüchtlinge aufgefordert, wieder nach Ungarn zu reisen, da sie sich illegal in Österreich aufhielten. Dafür wurden ihnen von der Polizei auch Zugtickets zur Verfügung gestellt. Diese Weisung kam von der Landespolizeidirektion Linz, sagte Furtner. Eine solche Vorgehensweise passiere aber "nur in Ausnahmefällen." Die Möglichkeiten, einen schnellen Abtransport zu organisieren, waren erschöpft. Man wollte die Menschen nicht länger als nötig in Gewahrsam nehmen.

Die Gruppe kam zunächst auf die Polizeiinspektion. Dort wurde der Fall nicht nur fremdenpolizeilich behandelt, sondern die zumeist Frauen und Kinder auch mit Essen und Trinken versorgt. "Es wurde auch ärztliche Hilfe angeboten, diese wurde abgelehnt", stellte Furtner klar. Niemand der Afghanen stellte einen Asylantrag. Die Flüchtlinge wurden wegen der illegalen Einreise ohne Visum abgemahnt. "Der Fall war nach drei Stunden erledigt, es gab keinen Grund, sie länger festzuhalten." Als Richtlinie der Polizei gelte hier die Verhältnismäßigkeit und menschenwürdige Behandlung. "Ich bin überrascht, dass man uns jetzt vorwirft, Frauen und Kinder nicht eingesperrt zu haben", sagte Furtner.

Wie kann Österreich besser mit der Flüchtlingskrise umgehen? Diskutieren Sie mit im Themenforum

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.