Haftfreigänger arbeiten ab September für die Polizei

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Vier Männer im Entlassungsvollzug werden für handwerkliche Tätigkeiten und Reinigungsarbeiten eingesetzt.

Dass Haftfreigänger im Rahmen eines Pilotprojektes bei der Wiener Polizei arbeiten sollen, hat im Frühjahr teilweise für Aufregung gesorgt. Am Dienstag ist es nun tatsächlich so weit: Vier Männer im Entlassungsvollzug sind bei der Exekutive beschäftigt. Sie werden für Reinigungs- und Handwerksarbeiten eingesetzt, wie Polizeisprecher Johann Golob am Montag erklärte.

Bei dem Projekt kooperiert die Exekutive mit der Justiz. Ähnliche Initiativen hätten sich bereits im Vorjahr sehr bewährt, als Freigänger im Bereich der Polizeidienststelle Van-der-Nüll-Gasse in Favoriten beschäftigt waren, betonte Golob. Für die Häftlinge sei die Arbeit bei der Polizei ein wichtiger Faktor bei der Resozialisierung, andererseits profitiere die Mannschaft von den Arbeiten, und nicht zuletzt sei es kostengünstig. Die Exekutive muss pro geleistete Arbeitsstunde 4,65 Euro an die Justiz überweisen. Der Haftfreigänger bekommt davon seinen Arbeitsverdienst. Im Vergleich dazu würde eine Stunde einer Reinigungsfirma etwa 16 bis 17 Euro kosten.

Keine Häftlinge mit "lebenslang"

Zwei Freigänger werden in Polizeiinspektionen in der Innenstadt und in der Donaustadt eingesetzt, die anderen beiden in der Landespolizeidirektion am Schottenring und im Bundesamtsgebäude am Josef-Holaubek-Platz eingesetzt. Die Entscheidung, wer zur Polizei kommt, obliegt der Justiz. Die Rahmenbedingungen dafür sind im Paragraf 126 Strafvollzugsgesetz festgelegt, erläuterte Klaudia Osztovics, Departmentleiterin der Justizanstalt Wien-Simmering: "Der Strafgefangene muss sich im Entlassungsvollzug befinden und eine zeitliche Freiheitsstrafe verbüßen", sagte sie. Im Klartext: Häftlinge, die lebenslang bekommen haben oder sich im Maßnahmenvollzug befinden, werden bei der Polizei nicht zu finden sein.

Bei der Polizei selbst gibt es Koordinatoren auf allen Dienststellen, auf denen die Freigänger eingesetzt sind. Diese dienen als Ansprechpartner für die Arbeiter, sollen aber natürlich auch garantieren, dass die Freigänger nicht unbeaufsichtigt sind. Zugang zu sensiblen Bereichen haben sie nicht, betonte Golob. Und: "Es wird immer jemand anwesend sein."

Berührungsängste gibt es auf beiden Seiten nicht: "Sie finden das sehr wertschätzend und freuen sich auf die Arbeit", sagte Osztovics. Dass sie dabei für Vertreter einer Organisation tätig sind, mit der sie aufgrund ihrer Taten in Konflikt geraten sind, stelle kein Problem dar.

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