Insgesamt sechs Verdächtige, die im Zusammenhang mit dem Vorfall auf der A4 stehen, wurden festgenommen. Erste Obduktionsergebnisse werden am Freitag bekannt.
Nach dem Tod von 71 Flüchtlingen in einem in Österreich abgestellten Lastwagen erklärte Bulgariens Innenministerin am Dienstag, dass alle Verdächtigen, die mit der Tragödie in Verbindung standen, festgenommen worden sind. Auch die Staatsanwaltschaft Eisenstadt (StA) bestätigte, dass zwei Männer, für die ein EU-Haftbefehl aufrecht war, in Ungarn und in Bulgarien festgenommen worden sind. Die Zahl der Festgenommenen liegt somit bei sechs Personen.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um fünf Bulgaren und einen Afghanen. Einer der Bulgaren wurde in seiner Heimat geschnappt, die anderen Männer wurden in Ungarn gestellt. Der Bulgare, über den am Dienstag in der ungarischen Stadt Kecskemet Untersuchungshaft verhängt wurde, muss sich laut ungarischer Nachrichtenagentur MTI des organisierten Menschenschmuggels verantworten. Die U-Haft sei begründet, da Flucht- und Verdunkelungsgefahr sowie Gefahr der Zeugenbeeinflussung bestünden. Der 24-Jährige habe Berufung eingelegt. Für organisierten Menschenschmuggel könnte in Ungarn laut Gerichtssprecher Szabolcs Sarközy eine Strafe von zwei bis 16 Jahren verhängt werden.
Flüchtlinge wahrscheinlich erstickt
Im Zuge der Obduktionen der 71 Flüchtlinge, die am Donnerstag tot in einem Kühltransporter auf der A4 im Bezirk Neusiedl am See entdeckt worden sind, wurden mehrere Reise- und Ausweisdokumente sichergestellt, die die Personen bei sich hatten. Laut Polizeisprecher Gerald Pangl seien "rund ein Dutzend syrischer Reisedokumente" sichergestellt worden. "Aufgrund dessen steht die Identität allerdings noch lange nicht fest", sagte Pangl. Es könne nicht davon ausgegangen werden, dass es sich tatsächlich um die persönlichen Dokumente der Verstorbenen handle. "Die Obduktionen und Identitätsfeststellungen laufen nach wie vor", erklärte er.
Bis Montagnachmittag waren 40 der 71 Leichen obduziert. "Wir sehen einer Erledigung bis zur Pressekonferenz am Freitag in Eisenstadt entgegen", meinte er. Dann dürften auch erste Ermittlungs- und Obduktionsergebnisse präsentiert werden. Laut Pangl lag am Dienstagnachmittag zwar noch kein Ergebnis der Gerichtsmedizin vor, "die Umstände deuten aber darauf hin, dass es sich um Tod durch Ersticken handelt".
Die kriminaltechnische Untersuchung des Kühltransporters ist laut Exekutive vorerst abgeschlossen. Die Spurenauswertung dauere jedoch und sei im Laufen, hieß es. Auch eine technische Untersuchung durch einen Sachverständigen habe am Lkw bereits stattgefunden. Auch hier gebe es noch keine Ergebnisse.
Trauermarsch in Eisenstadt geplant
Die für Angehörige eingerichtete Hotline wird laut Pangl weiter gut angenommen. "Es kommen laufend Anrufe von besorgten Familienmitgliedern herein, die ihre Verwandten zum Teil schon seit Monaten suchen. Hier werden Informationen, etwa über persönliche Merkmale aufgenommen", erläuterte der Polizeisprecher. Auch via Mail könne die Polizei in dieser Causa kontaktiert werden.
Nach dem Flüchtlingsdrama-Gedenkgottesdienst am Montagabend im Stephansdom in Wien wurde auf Facebook zu einem Trauermarsch in Eisenstadt geladen. Auf Initiative der Flüchtlinge in Eisenstadt wolle man gemeinsam vom Domplatz bis zur Landespolizeidirektion in der Neusiedler Straße gehen. "Im stillen Gedenken an 71 Menschen, die hoffentlich ihr Leben nicht umsonst gelassen haben", heißt es in der Veranstaltungseinladung der Pannonischen Tafel, die sich derzeit auch um Flüchtlinge kümmert.
(APA)