ÖBB bereiten sich auf weitere Flüchtlingszüge vor

Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof suchen den Zug nach München.
Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof suchen den Zug nach München.
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Die ÖBB koordiniert sich mit Deutscher und Ungarischer Bahn, um eine geordnete Ausreise der Flüchtlinge aus Ungarn zu ermöglichen. Der Zugverkehr findet regulär statt.

Obwohl der Budapester Ostbahnhof seit Dienstag nach wie vor gesperrt ist, bereitet sich die ÖBB derzeit wieder auf neue Flüchtlingszüge aus Ungarn vor. Es gebe Gespräche mit der Ungarischen Bahn und der Deutschen Bahn um "einen geordneten Vorgang" sicherzustellen, sagte ÖBB-Chef Christian Kern am Rande des Forum Alpbach zur APA. Zwischen den Extremen "alles offen" und restriktiv keinen durchzulassen, müsse ein Mittelweg gefunden werden, betonte Kern. Wenn den Flüchtlingen keine Möglichkeit zur Ausreise aus Ungarn ermöglicht werde, dann würden sie sich andere Wege suchen.

Die Ausreise von Flüchtlingen aus Ungarn per Bahn könnte im "Regelbetrieb" stattfinden, betonte Kern. Der ÖBB-Railjet hat eine Kapazität von rund 400 Personen. Es sind daher keine extra Garnituren nur für Flüchtlinge geplant. Das bestätigte auch Verkehrsminister Alois Stöger.

Stöger: Keine Sonderzüge für Flüchtlinge

Österreich setzt zunächst keine Sonderzüge für weitere Flüchtlinge aus Ungarn ein. "Wir haben ganz normal unser Zugangebot", sagte Stöger am Mittwoch. Österreich werde zunächst keine Sonderzüge für weitere Flüchtlinge einsetzen. Ob und wie viele Asylsuchende die Züge in Budapest bestiegen, hänge von den dortigen Behörden ab, sagte Stöger. "Die Koordination an den Bahnhöfen läuft. Die ungarischen Behörden gehen in Budapest in ihrem Aufgabenbereich vor."

Die derzeitge Sperre des Budapester Bahnhofs könne durchaus wieder aufgehoben werden, meinte der Minister. Daher stelle sich Österreich auf den Zustrom weiterer Flüchtlinge ein. "Man muss vorbereitet sein, dass Menschen kommen werden - das ist klar", sagte Stöger. Die Bahn arbeite hier mit Hilfsorganisationen zusammen.

200 Flüchtlinge übernachteten auf Bahnhöfen

Bis Mittwochvormittag sind bereits "50 bis 60" Flüchtlinge am Westbahnhof angekommen, sagte Martin Gantner, Pressesprecher der Caritas. Einige seien jedoch gleich in den Zügen sitzen geblieben und weiter nach Deutschland gefahren. Die Hilfsorganisation betreute gemeinsam mit zahlreichen Freiwilligen Familien und junge Männer. Im Gegensatz zu den Turbulenzen am Montag war die Lage auf Österreichs Bahnhöfen am Mittwoch "sehr ruhig". Das sagte Michael Braun, Pressesprecher der ÖBB, der APA. Die vergangene Nacht verbrachten etwa 200 Menschen am Wiener Westbahnhof und Salzburger Hauptbahnhof. Sie wurden vom Roten Kreuz und der Caritas betreut.

Seit Mittwoch können laut ÖBB an den Bahnhöfen Informationsdurchsagen auch in arabischer und syrischer Sprache durchgeschaltet werden. Die Bahn betonte, dass die Fahrgäste nicht nach ihrer Herkunft oder ihren Reisemotiven unterschieden werden. Entscheidend sei, dass die Sicherheit im Bahnbetrieb gewährleistet und die Passagiere gültige Tickets haben. Für alle anderen Fragen seien hoheitliche Organe des Staates wie etwa die Polizei zuständig.

Züge fahren regulär zwischen Budapest-Wien

Die ÖBB rechneten am Mittwoch mit einem planmäßigen Zugverkehr zwischen Budapest und Wien. Täglich verkehren zwölf Züge, sechs davon fahren nach München weiter. Rund 100 zusätzliche ÖBB-Mitarbeiter waren im Einsatz. Den Bundesbahnen wurde zugesichert, dass Überfüllungen der Züge künftig schon am Abfahrtsbahnhof Budapest verhindert werden, sodass die Übernahme der Garnituren am Grenzbahnhof Hegyeshalom rasch und reibungslos ablaufen kann.

Am Dienstag hatten sich am frühen Abend hunderte freiwillige Helfer auf den Bahnsteigen eingefunden, um die rund 150 aus Budapest ankommenden Flüchtlinge zu empfangen. Die Bahnsteige waren gesäumt von unzähligen Einkaufswägen voller Wasserflaschen, Lebensmittel und Hygieneartikeln. Das eingerichtete Sachspendenlager der Caritas war bald gefüllt, sodass keine weiteren Spenden angenommen werden konnten.

Freiwillige verteilten Sachspenden am Bahnhof.
Freiwillige verteilten Sachspenden am Bahnhof.APA/ROLAND SCHLAGER
Die Lager der Caritas sind seit gestern voll.
Die Lager der Caritas sind seit gestern voll.APA/ROLAND SCHLAGER

Freiwillige Helfer bieten Dolmetscherdienste

"Es ist unglaublich wie viele Menschen helfen. Sie zeigen, wie groß die Solidarität ist und dass es eine Schubumkehr gibt: Hier wird bewiesen, dass rasche und unbürokratische Hilfe funktionieren kann", beschrieb Caritas Generalsekretär Klaus Schwertner den "Ort der Menschlichkeit". Auch prominente Freiwillige wie etwa Kardinal Christoph Schönborn, Alev Korun, Menschenrechtssprecherin der Grünen, und NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger fanden sich am Westbahnhof ein.

Die Passanten boten ihre Hilfe aber nicht nur durch Sachspenden, sondern auch durch die Überwindung sprachlicher Hürden an: "Arabisch", "Türkisch", "Kurdisch", "Persisch", "Somalisch" und "Englisch" prangte auf Zetteln an der Kleidung vieler Personen. So auch bei Ramy, der seine Hilfe auf Arabisch anbot. "Ich finde es sehr traurig, wie man in Ungarn mit den Flüchtlingen umgeht. Am Montagabend war es aber sehr emotional. Die Menschen sind aus den Zügen gestiegen und als wir geklatscht und sie willkommen geheißen haben, haben sie geweint", erzählte er.

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(APA)

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