Caritas klärt Missbrauch in Heimen

ARCHIVBILD: CARITAS-HEIM IN GLEINK BEI STEYR
ARCHIVBILD: CARITAS-HEIM IN GLEINK BEI STEYR(c) APA/HANNES MARKOVSKY (HANNES MARKOVSKY)
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Bisher haben sich 48 Opfer von Missbrauch in Kinder- und Jugendheimen der Caritas gemeldet.

Wien. Die Caritas hat im Herbst 2012 begonnen, Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in ihren Großbetreuungseinrichtungen systematisch zu untersuchen. Nun liegt der Bericht vor. Demnach haben sich bisher 48 Opfer gemeldet. Neben einer Entschuldigung für dieses „dunkle Kapitel“ in der Geschichte der Organisation, berichtete Caritas-Präsident Michael Landau auch von künftigen Präventionsmaßnahmen. Durch die Aufarbeitung habe man schmerzlich erkennen müssen, dass es auch in den Häusern der Caritas zu systematischer Gewalt sowie physischem, psychischem und sexuellem Missbrauch gekommen sei.

„Wie entschuldigt man sich für etwas, für das es im Grunde keine angemessene Entschuldigung geben kann?“, meinte der Caritas-Präsident. Dennoch wolle man versuchen, die eigene Verantwortung wahrzunehmen, so Landau: „Ich möchte mich bei all jenen, die in unseren Einrichtungen Gewalt erfahren haben, aufrichtig entschuldigen.“ Ihm gehe es vor allem darum, dass das Leid der Opfer nicht relativiert, sondern anerkannt werde. Der rund hundertseitige Bericht beschäftigt sich vor allem mit Gewalt im Bubenheim Retz/NÖ, im Mädchenheim Lanzendorf/NÖ, im Wiener Kinderheim Lacknergasse sowie im Heim für behinderte Kinder und Jugendliche Am Himmel in Wien.

„Die Praxis dort reiht sich nahtlos in jene Reihe von städtischen bzw. konfessionellen Einrichtungen, in denen systematische und systemimmanente Gewalt vorgeherrscht hat“, so Studienautorin Tanja Kraushofer. Kinder und Jugendliche seien von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre geschlagen, misshandelt, gedemütigt, gequält worden. Mit Stand Juni haben sich 48 Betroffene gemeldet, ihnen wurden Zahlungen von 5000 bis 25.000 Euro pro Person zugesprochen, dazu wurden Therapiekosten übernommen. In Summe habe die Caritas 366.000 Euro gezahlt – Spendengeld sei dafür nicht verwendet worden, die Mittel stammen aus Rücklagen der Organisation. (APA)

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2015)

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