Bevölkerung wächst durch Migration unerwartet stark

Archivbild: Flüchtlinge bei der Ankunft in Spielfeld Mitte November
Archivbild: Flüchtlinge bei der Ankunft in Spielfeld Mitte NovemberAPA/ERWIN SCHERIAU
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Wegen höherer Flüchtlingszahlen mussten Statistiker die Prognosen nach oben korrigieren. Der Zustrom ist notwendig, so die Experten.

Österreich wird in den kommenden Jahren um jährlich rund 60.000 Personen wachsen. "Grund dafür ist vor allem die Migration", sagte der Generaldirektor der Statistik Austria, Konrad Pesendorfer, anlässlich der Präsentation der Bevölkerungsstatistik von 2015 bis 2060. 2022 wird Österreich voraussichtlich die Neun-Millionen-Einwohner Grenze durchbrechen.

Die Statistiker mussten aufgrund des verstärkten Anstieges von Flüchtlingen ihre Zahlen vom Vorjahr revidieren. Damals ging man für die Jahre 2015 bis 2020 von einer Zunahme von 45.000 Personen jährlich aus. Aufgrund der Wanderungsbewegung prognostizieren die Experten nun einen Bevölkerungsanstieg von zunächst 70.000 Personen pro Jahr, der sich dann auf durchschnittlich 60.000 einpendeln sollte. Bleibt der Zuzug von Asylwerbern weiterhin sehr stark, sind sogar bis zu 98.000 mehr im Jahr möglich.

Zustrom notwendig

Der Zustrom ist der Statistik zufolge notwendig: Der Zuwachs verschiebt den erwarteten Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 65 Jahren um einige Jahre nach hinten. "Es gibt einen kurzen Anstieg von 5,3 auf 5,5 Millionen", sagte Pesendorfer. 2030 würde die Zahl allerdings wieder unter das Niveau von heute sinken. Falls nicht gegengesteuert wird, kann der Rückgang das Pensionssystem vor enorme Herausforderungen stellen. Denn die Zahl von Menschen im Alter ab 65 Jahren wird bis 2030 von 1,6 Millionen auf 2,2 Millionen und 2060 überhaupt auf 2,8 Millionen anwachsen.

Die Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung wird infolge der Zuwanderung auch in Zukunft weiter ansteigen. Derzeit leben bundesweit 1,45 Millionen Menschen, die nicht in Österreich geboren sind. Bis 2030 wird ihre Zahl laut der Bevölkerungsprognose auf 2,07 Millionen steigen (plus 43 Prozent), bis 2060 schließlich auf 2,51 Millionen (plus 73 Prozent). Der Bevölkerungsanteil der im Ausland geborenen Menschen an der Gesamtbevölkerung wird dann bei 26 Prozent liegen.

(c) APA

Wien knackt Zwei-Millionen-Grenze 2023

Nicht alle Regionen in Österreich wachsen gleich: Laut Statistik Austria wird es in den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg ein starkes Bevölkerungswachstum geben. Kärnten wird hingegen langfristig mit weiteren Bevölkerungsverlusten zu rechnen haben. Die Bevölkerungszahl der Steiermark nimmt kurz noch leicht zu, bevor auch hier minimale Rückgänge eintreten. Das langfristige Bevölkerungswachstum im Burgenland und in Oberösterreich liegt bis 2060 leicht unter dem Bundesschnitt von 13,6 Prozent.

Wien wird infolge der Zuwanderung das mit Abstand stärkste Bevölkerungswachstum aller Bundesländer erleben. 2023 wird die Bevölkerungszahl die Zwei-Millionen-Marke überschreiten. Somit wächst die Bevölkerung von 1,78 Millionen im Jahr 2014 über 2,06 Millionen (plus 16 Prozent) im Jahr 2030 bis 2,22 Mio. (24 Prozent) im Jahr 2060. In den Ballungsgebieten wird auch der Anteil von nicht in Österreich geborenen Menschen steigen. "Es braucht daher eine aktive Integrationspolitik", sagte Pesendorfer.

Deutlich mehr Kinder und Jugendliche

Bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre wird in den kommenden 20 Jahren ein Anstieg um acht Prozent von 1,69 Millionen auf 1,81 Millionen erwartet. Auch diese Zahl wird vor allem durch zuwandernden Unter-20-Jährige als auch Geburten der Immigrantinnen bestimmt. Gäbe es keine Zuwanderung nach Österreich, würde die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 2035 um 13 Prozent auf 1,47 Millionen absinken. Die Gesamtfertilitätsrate steigt bis 2060 von derzeit 1,46 auf 1,55 Kinder pro Frau. Zum ersten Mal gebären Frauen 2060 durchschnittlich mit 33 Jahren zum ersten Mal, heute sind es 30,4 Jahre.

Eine gute Nachricht gibt es bei der Lebenserwartung. Die Statistiker gehen davon aus, dass 2060 ein Mann durchschnittlich 87,3 Jahre alt wird (2014: 78,9 Jahre), eine Frau 90,6 Jahre (2014: 83,7 Jahre).

(APA)

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