Staatsanwalt ermittelt nach Unfall auf der Südbahn

Der betroffene Zug am Tunnel
Der betroffene Zug am Tunnel APA/RAXMEDIA
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Nach der Entgleisung mehrerer Waggons beim Semmering gibt es den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung. Ein Lokführer dürfte schwer verletzt sein.

Millionenschaden, ein schwer verletzter Lokführer, bis zu dreiwöchige Sperre und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die auch einen Sachverständigen bestellt hat: Das war der Stand der Dinge zwei Tage nach dem Bahnunfall von Dienstagfrüh auf der niederösterreichischen Semmering-Seite der Südbahnstrecke. Ein Güterzug war mit einer Hilfs-Lok kollidiert.

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittle wegen Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen, sagte Sprecher Erich Habitzl auf Anfrage. Zudem sei ein Sachverständiger zur Klärung der Ursache der Kollision in einem Tunnel bestellt worden. Die Waggons, die gegen eine Hilfs-Lok gestoßen waren, seien noch nicht freigegeben. Die Sicherstellung werde aufrecht bleiben, bis die Untersuchungen des Gutachters abgeschlossen sind, sagte Habitzl. Die Unfallstelle selbst sei durch die Staatsanwaltschaft nicht gesperrt. Die ÖBB seien demnach auch nicht an ihren Arbeiten nach der Karambolage gehindert.

Lokführer offenbar schwer verletzt

Ein Lokführer - jener, der mit der angeforderten Hilfs-Lokomotive unterwegs war, als es zu der Kollision kam - befindet sich laut Habitzl im Krankenhaus. Der Mann ist nach Informationen der Staatsanwaltschaft schwer verletzt.

Bei dem Unfall ist Schaden von mindestens fünf Millionen Euro entstanden. Diese Zahl hat ÖBB-Vorstand Franz Seiser am Mittwochabend in einem Interview für die ORF-TV-Nachrichtensendung "Niederösterreich heute" genannt.

Der Güterzug mit 21 Waggons, der letztlich mit vermutlich 40 bis 60 km/h auf eine angeforderte Hilfs-Lok prallte, die bergwärts fuhr, dürfte zum Zeitpunkt der Karambolage bereits etwa einen Kilometer zurückgerollt gewesen sein. Warum, ist Gegenstand von Ermittlungen. Schauplatz des Unfalls war der Pollereswand-Tunnel zwischen zwei Viadukten bzw. zwischen Breitenstein und Semmering. Nach Angaben von ÖBB-Sprecher Christopher Seif vom Donnerstag entgleisten 14 Wagen, zwölf davon in dem Tunnel.

Freigabe vor Weihnachtsreiseverkehr möglich

Es werde "mit Hochdruck" gearbeitet, man komme besser voran als zunächst vermutet, sagte Seif. Demnach soll der Tunnel bis Freitagfrüh freigemacht sein. Noch am Vormittag könnte dann mit den Instandsetzungsarbeiten begonnen werden. Es sei somit davon auszugehen, dass Züge noch vor Beginn des Weihnachtsreiseverkehrs wieder über den Semmering rollen werden.

Güterzuge müssen laut Seif während der Sperre der Strecke über den Pass großräumig umgeleitet werden. Ausweichrouten seien die Aspangbahn, die Pyhrn- und die Tauern-Strecke.

Was den verletzten Lokführer angehe, sagte der Sprecher, dass dieser nach der Karambolage selbst aus dem Tunnel gegangen sei. Der Kollege habe definitiv keine inneren Verletzungen. Es sei von Prellungen und einer Schnittwunde die Rede gewesen. Im Krankenhaus soll jedoch auch ein Knochenbruch festgestellt worden sein.

Ersatzverkehr

Im Unfallbereich, der bis zu drei Wochen gesperrt bleiben könnte, sind laut ÖBB umfangreiche Aufräum- und Instandsetzungsmaßnahmen notwendig. Schieneninfrastruktur, Oberleitung und Signale müssten erneuert werden.

Für die Personenbeförderung wurde ein Ersatzverkehr mit Autobussen eingerichtet: im Abschnitt Gloggnitz - Mürzzuschlag für den Fernverkehr, von Payerbach-Reichenau bis Semmering (in Ausnahmen aus betrieblichen Gründen ebenfalls bis Mürzzuschlag, wie auf der ÖBB-Website informiert wurde) für den Nahverkehr.

>> Streckeninformationen der ÖBB

Die Presse

(APA)

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