Fertigteilhäuser für Flüchtlinge: Nun baut Konrad selbst

Das Rote Kreuz hat bereits Fertigteilhäuser gebaut.
Das Rote Kreuz hat bereits Fertigteilhäuser gebaut.(c) Österreichisches Rotes Kreuz ( (Österreichisches Rotes Kreuz)
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Der Flüchtlingskoordinator will mit Fertigteilhäusern Obdach für Asylwerber und anerkannte Flüchtlinge schaffen. Mit einer Kampagne wird nun Geld dafür gesammelt.

Niemand hat erwartet, dass es für Christian Konrad, Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, eine leichte Aufgabe sein würde - auch wenn der ehemalige Raiffeisen-Aufsichtsratspräsident ein mächtiger Mann in der Republik ist. Er trat im Herbst die Aufgabe an, Quartiere für Asylwerber aufzustellen. Traiskirchen platzte damals noch aus allen Nähten. Die Bilder von den am Boden schlafenden Kindern, Frauen und Männern sorgten für Empörung. Zwar ist das Erstaufnahmezentrum mittlerweile entlastet (wenn auch lange nicht soweit, um gut zu funktionieren), genügend Quartiere sowohl für Asylwerber als auch anerkannte Flüchtlinge gibt es trotzdem noch immer nicht. Alleine in den Notquartieren warten 7000 bis 7500 Flüchtlinge auf einen Grundversorgungsplatz in den Ländern.

"Quartiere, Quartiere, Quartiere", nennt Konrad daher seine Aufgabe für die nächsten Monate. "Ich glaube nicht, dass die Wohnräume erschöpft sind. Ich muss sie nur kriegen. Und wenn ich sie nicht habe, dann muss ich mir selber helfen" Es gebe viele leerstehende Wohnungen, zu denen er aus verschiedenen Gründen keinen Zugang habe. Einmal legen sich die Eigentümer quer, einmal die Nachbarn, einmal scheitere es an den Bürgermeistern.

"Langsame" Wohnbaugenossenschaften

Aus diesem Grund wurde im November auch die Idee geboren, Fertigteilhäuser für Flüchtlinge und Asylwerber zu bauen. Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften sollen sie mit Geldern aus der Wohnbauoffensive finanzieren. Die Bürgermeister sollen die Liegenschaften bereitstellen, weil sie mit den Häusern ihre Gemeinden weiterentwickeln können: mit Kindergärten oder Start-Wohnungen für die hiesige Bevölkerung, sollten die Flüchtlinge die Wohnungen einmal nicht mehr brauchen.

Rund 300 Bürgermeister seien im Jänner zusammen gekommen, um sich über die Fertigteilhäuser-Idee zu informieren, sagt Konrad. Mehr als erwartet. Auch bei den gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften hätte es "Interesse und Grundsatzerklärungen geben." Die Genossenschaften seien aber "manchmal sehr langsam. Es gibt noch nichts mit Füßen auf der Erde".

Spenden für ein Haus

Auch aus diesem Grund wird Konrad mit seinem Verein "Österreich hilfsbereit" nun selbst aktiv. In einer Kampagne, die am Montag präsentiert wurde, will er Geld für den Bau von Fertigteilhäusern sammeln. Gebaut werden die Häuser dann vom Roten Kreuz, das bereits vier Fertigteilhäuser (alle aus Holz) im vergangenen Jahr in Salzburg aufgestellt hat. Zehn weitere Häuser hat das Rote Kreuz in diesem Jahr schon fix geplant.

Ein Haus kostet rund 500.000 Euro. Etwas mehr noch, wenn man Kosten für die Anschlüsse (Kanal etc.) dazu rechnet, so Gerald Schöpfer, Präsident des Roten Kreuzes. Ein Grundstück für das als erstes aus der Kampagne finanzierte Haus gibt es allerdings noch nicht.

Keine Massenunterkünfte

Geplant sind die Häuser für Asylwerber, sowohl Konrad als auch Schöpfer vom Roten Kreuz können sich aber vorstellen, dass auch anerkannte Flüchtlinge darin wohnen. Ansonsten müsste ein Asylwerber nach einem positiven Asyl-Bescheid das Haus binnen vier Monate verlassen.

"Es sind keine Riesenquartiere, weil die schaffen Probleme", sagte der Flüchtlingskoordinator in Hinblick auf die Größe der Unterkünfte. Die Häuser sollen keine Massenunterkünfte für Asylwerber sein, sondern Platz für etwa 40 Menschen bieten, die in Wohneinheiten von vier bis fünf Personen zusammenwohnen.

Mit dementsprechend kleinen Zahlen agiert auch die Werbekampagne. "Ein Dach mehr. 5 Flüchtlinge weniger", lautet die Botschaft der Kampagne, die von Demner, Merlicek & Bergmann, pro Bono, also ohne Geld zu verlangen, konzipiert wurde. Die Fernsehspots dazu sind vom Song "A Mensch möcht i bleibn" des
Austro-Poppers Wolfgang Ambros untermalt. Anzeigenplatz und Werbezeit gewidmet haben laut Konrad sowohl der ORF als auch die Privatsender, sowie alle großen Zeitungen und Magazine in Österreich sowie Online-Portale.

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