2.000 Flüchtlinge geschleppt: Insassen fast erstickt

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Die fünf Angeklagte bekannten sich schuldig bzw. teilweise schuldig, der Strafrahmen beträgt ein bis zehn Jahre.

In dem Schlepperprozess am Landesgericht Korneuburg mit fünf Angeklagten betonte Staatsanwältin Bianca Schöndorfer, dass die Transporte "professionell durchgeführt" worden seien, "in einer arbeitsteiligen, fast unternehmensgleichen Struktur". Bei einer Fahrt wären Insassen durch Rauch nach einem Motorschaden beinahe erstickt, verlas Richter Dietmar Nussbaumer die Aussage eines Flüchtlings.

Den Beschuldigten drohen ein bis zehn Jahre Haft, dem 43-jährigen Zweitangeklagten wegen Vorstrafen bis zu 15 Jahre. Seine 60-jährige Lebensgefährtin gestand, Fahrer in ihrer Wohnung in Wien untergebracht zu haben. "Ich wollte mit dem Ganzen nichts zu tun haben. Ich wollte gar nicht, dass diese Leute bei mir in der Wohnung sind", betonte die Pensionistin, die wie die vier weiteren Angeklagten seit fünf Monaten in U-Haft sitzt.

Mehr als 40.000 Euro durch Schlepperei

Ihr Lebensgefährte gab als Zweitangeklagter zu, seit Mai etwa 200 bis 250 Personen über die Grenze gefahren bzw. Transporte für Flüchtlinge organisiert zu haben, und bekannte sich teilweise schuldig. Mit dem Geld habe er Untersuchungen für seine Lungenerkrankung finanziert, weil er nicht sozialversichert sei, und das Haus seiner Eltern in Serbien renoviert. Seine Einnahmen durch Schleppungen und Unterbringung von Autolenkern bezifferte der 43-Jährige mit 40.000 bis 45.000 Euro. Seine ebenfalls angeklagte Mutter (59) räumte ein, Fahrer in ihrer Wohnung in Wien einen Schlafplatz zur Verfügung gestellt und drei bis vier von ihnen an ihrem Wohnsitz gemeldet zu haben.

Ein angeklagter 36-Jähriger war teilweise geständig. Er habe bei sechs bis sieben Transporten insgesamt 40 Flüchtlinge von Ungarn nach Österreich gefahren - wenig später meinte er jedoch, pro Fahrt nur vier Personen chauffiert zu haben. "Ich hatte meine Arbeit verloren, ich hatte nichts", begründete der Serbe, dass er für 600 bis 700 Euro Entgelt als Lenker fungierte. Der Beschuldigte gestand außerdem Veruntreuung, weil er vor vier Jahren ein Auto mit Eigentumsvorbehalt kreditfinanziert und nach sechs bis sieben Monaten verkauft hatte.

Ein 50-jähriger Beschuldigter bekannte sich teilweise schuldig. Der Serbe gab zu, bei einer Tour Flüchtlinge nach Österreich transportiert zu haben. "Er hat nur einmal im Februar Taxi gespielt und dafür 250 Euro bekommen", betonte sein Verteidiger Philipp Wolm. Von Gewerbsmäßigkeit könne man daher bei seinem Mandanten nicht ausgehen. In qualvollem Zustand hätten sich die Flüchtlinge nicht befunden. "Die großen Schleppungen gingen erst viel später los", sagte der Anwalt.

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