2400 Tote pro Jahr durch Keime im Spital

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Alarmruf: Hygiene in Spitälern wird „nicht ernst genommen“.

Wien. Ungefähr 2400 Patienten sterben pro Jahr in Österreich, weil sie sich Infektionen zusätzlich zu ihrem Grundleiden in Spitälern zuziehen. Dies veranlasst Spezialisten der Gesellschaft für Krankenhaushygiene zu einem Alarmruf.

Als „lachhaft“ und „kabaretthaft“ bezeichnete der Präsident der Gesellschaft Ojan Assadian in vielen Belangen die Situation in Österreich in der Prävention dieser sogenannten nosokomialen Infektionen. Ein Drittel der Fälle von Krankenhausinfektionen könnte „leicht“, ein weiteres Drittel mit etwas Aufwand verhindert werden. Doch in Österreich fehlt es durch den Föderalismus an bundesweit bindenden Maßnahmen – und an deren flächendeckender Umsetzung sowie an der Kontrolle.

Der niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger berichtete, er sehe häufig, dass bei Beschwerdefällen wegen solcher Erkrankungen haftungsrechtlich kaum etwas übrig bleibe. Im Dickicht zwischen Krankenhausbetreibern und hoch komplexen Arbeitsabläufen in modernen Kliniken könne man nur schwer einen Nachweis von Verschulden erbringen. Unverständlich seien Zahlen, wonach 30 bis 40 Prozent des Personals nicht die erforderliche Händedesinfektion durchführen.

Lücken in der Ausbildung

Verschuldensnachweis allein kommt aber in jeden Fall zu spät. Prävention wäre wichtiger.

Ursula Frohner, Präsidentin des Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, kritisierte in diesem Zusammenhang seit Jahren evidente Versäumnisse in der Ausbildung. Hier werde seit dem Jahr 2008 die Ausbildung zum gehobenen Dienst im Spital nicht flächendeckend angeboten.

Frohner: „Wir brauchen aber gut ausgebildete Pflegekräfte und speziell gut ausgebildete Kräfte im Hygienebereich.“ Ein Problem dabei: Die Ärzteausbildung ist Bundessache – die Pflege hingegen ist Ländersache. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2016)

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