Graz: Terrorprozess gegen Jihad-Prediger

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Dem Salafisten und seinem Komplizen wird mehrfacher Mord vorgeworfen.

Am Landesgericht Graz begann am Montag einer der wichtigsten Terrorprozesse der vergangenen Jahre. Das Gericht verwandelte zu einem Hochsicherheitstrakt. Man ergreife „besondere Sicherheitsmaßnahmen“, heißt es – hinter den Kulissen wird auch über die Gefahr von Anschlägen diskutiert. Grund für all dies: Der international vernetzte salafistische Prediger Mirsad Omerovic (34), ein gebürtiger Serbe, und einer seiner Gefolgsleute, der 28-jährige Mucharbek T. (28) aus Nordossetien (Russische Föderation), stehen als Mitglieder der Terrormiliz IS vor den Geschworenen.

Die Anklage wirft den beiden nicht nur Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor, sondern auch mehrfachen Mord. Omerovic soll T. angeworben und so weit radikalisiert haben, dass Letzterer Gräueltaten (unter anderem: Köpfen) an Schiiten in Syrien verübt haben soll. Beide Männer bestreiten diese Vorwürfe. Omerovic' Verteidiger, Jürgen Mertens, sagte zur „Presse“, der Staatsanwalt würde Predigten des Angeklagten aus dem Zusammenhang reißen und so belastende Momente konstruieren.

Prozess könnte lange dauern

Ferner wird in der Anklage ein Video angeführt, auf dem zu sehen ist, wie Mohamed Mahmoud einen gefesselten Mann erschießt – Mahmoud ist jener radikale Salafist, der in Österreich eine mehrjährige Haftstrafe absaß, ehe er sich dem IS anschloss. Ja, es habe Telefonkontakte zwischen Omerovic und Mahmoud gegeben, aber keine Kooperation, so die Verteidigung. Die Anklage schüre mit Hinweisen auf Mahmoud nur „ein feindseliges Klima in der Geschworenenverhandlung“.

Wie viele Tage diese dauern wird, ist offen. Möglicherweise wird es Dutzende Verhandlungstage geben. (m. s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2016)

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