Hausärzte sollen länger offen haben

Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely zufolge wird das neue Hausärztemodell langfristig effizienter für alle Beteiligten sein.
Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely zufolge wird das neue Hausärztemodell langfristig effizienter für alle Beteiligten sein.Die Presse (Clemens Fabry)
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Gruppenpraxen werden künftig stärker kooperieren und ein Netzwerk aus Ordinationen bilden. Öffnungszeiten sollen auf den Abend ausgedehnt werden.

Wien. Niedergelassene Allgemeinmediziner werden künftig intensiver zusammenarbeiten, um ihre Öffnungszeiten zu verlängern. Dafür sollen Gruppenpraxen mit Kassenvertrag in das Modell der Primärversorgungszentren nach dem schon bestehenden Vorbild in Mariahilf wechseln können. Auf diese Neuorganisation der Primärversorgung einigten sich am Dienstag die Stadt Wien, Ärztekammer und Gebietskrankenkasse und Stadt.

Dieses „Wiener Modell“ sieht auch die bessere Entlohnung von Hausärzten vor. Details sollen bis Ende März geklärt werden. Zusätzlich zu den Zentren in Mariahilf und beim Donauspital, das im Herbst starten soll, wird ein Pilotprojekt für ein Ordinationsnetzwerk etabliert. Teilnehmende Hausärzte bleiben also in ihrer Ordination, organisieren sich aber als dezentrale Gruppenpraxis in der Größenordnung von mindestens drei Medizinern.

Dadurch sollen die Öffnungszeiten auf den Abend ausgedehnt werden – konkrete Vorgaben werden folgen. Als Orientierung dienen – wie in Mariahilf und Donaustadt – 50 Wochenstunden. Auch Physiotherapeuten, Ernährungsberater und Psychotherapeuten werden in das Netzwerk integriert. Verpflichtende Ordinationszeiten am Wochenende dürfte es weiterhin nicht geben. „Die Akutversorgung an den Wochenenden, Feiertagen und in der Nacht erfolgt über den Ärztefunkdienst“, heißt es in dem gemeinsamen Papier. Zudem wird die Angebotspalette der Hausärzte erweitert. Sie sollen dann auch Tätigkeiten durchführen können, für die es derzeit noch einen Facharzt braucht.

„Kein Grund zum Jubeln“

Die Ärztekammer zeigt sich zwar grundsätzlich zufrieden mit dem Kompromiss, einen „Grund zu wirklichem Jubel“ sieht Vizepräsident Johannes Steinhart aber nicht. Über dem Projekt hänge „nach wie vor das Damoklesschwert des geplanten Gesetzes des Gesundheitsministeriums, das für die Gesundheitsversorgung eine große Bedrohung darstellt“. Neben der Abgeltung des höheren Arbeitsaufwands der Ärzte hat für ihn die Einhaltung des Zeitplans „oberste Priorität“. Dieser sieht vor, dass es nach den Hausärzten auch eine – ähnlich gestaltete – Neuaufstellung des niedergelassenen Fachärztebereichs geben wird. Ein Gesamtkonzept soll bis Ende Juni vorliegen.

Anders als bei den Hausärzten sind bei niedergelassenen Kinderärzten auch Wochenenddienste geplant. Diese waren zuletzt infolge von überfüllten Spitalsambulanzen von mehreren Seiten gefordert worden. Ingrid Reischl, Obfrau der Gebietskrankenkasse: „Die Behandlung von akuten Fällen an den Wochenenden und Feiertagen soll in Zukunft in größeren Gruppenpraxen im niedergelassenen Bereich erfolgen.“ Offen sind noch die Finanzierung und die Gesamtkosten des Pakets. Man werde kurzfristig zwar mehr Geld benötigen, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), langfristig werde das Modell aber effizienter und besser für alle sein. (kb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2016)

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