Polizei sucht Nachwuchs: Deutsch-Diktat als Aufnahme-Hürde

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Symbolbild: Polizei(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ Christian Walgram)
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Die Polizei würde sich über mehr Anwärter freuen, dennoch kommen auf einen Ausbildungsplatz acht Bewerber. Nachwuchs-Probleme hat nur Wien. Für die gößte Drop-out-Quote beim Aufnahmetest sorgt das Deutsch-Diktat.

Die Polizei sucht Personal: Allein im Jahr 2009 sollen in Österreich 1000 Polizeischüler aufgenommen werden. Davon sind 375 Plätze im ersten Halbjahr vergeben worden, die restlichen 625 will man bis Jahresende besetzen. Obwohl in Wien vor einigen Monaten viele Kandidaten an den Aufnahmekriterien scheiterten, will man von einem Mangel an geeigneten Kandidaten nicht sprechen. Auf einen freien Ausbildungsplatz kommen acht Bewerber.

Die größte Hürde der angehenden Polizisten: Das "Deutsch-Diktat" beim Aufnahmetest. "Hier haben wir die höchste Drop-out-Quote", sagte Norbert Leitner, Direktor der Sicherheitsakademie (SIAK). Eine leichtere Prüfung kommt nicht infrage: "Wir wollen die Latte bewusst sehr hoch halten."

Nachwuchs-Probleme in Wien

"Kopfzerbrechen" bereitet die Situation in der Bundeshauptstadt. Heuer werden in Wien 455 Jungpolizisten aufgenommen, 250 sind seit Jahresbeginn in Ausbildung. "Es dreht sich eigentlich nur um Wien", betonte Leitner. In den restlichen Ländern gebe es genug Anwärter, der Großteil der Bewerber für Wien komme daher auch aus anderen Bundesländern.

Problematisch: Viele lehnen einen Dienst in Wien - auch wegen der anstrengenderen Arbeit - langfristig ab. "Die jungen Leute sind gar nicht mehr so flexibel, die wollen zu Hause bleiben", bedauerte Leitner.

Anwärter für einen Posten sind laut Brigadier Karl-Heinz Grundböck, Leiter des Zentrums für Grundausbildung der SIAK, zwar genug vorhanden. "Wir würden uns für Wien aber noch mehr Bewerber wünschen", sagte er. In der Bundeshauptstadt hätte man derzeit auch die besten Chancen, genommen zu werden.

Warum noch so viele Ausbildungsplätze offen sind? Es gibt eine fixe Planung, die vorsehe, dass ein Drittel der Bewerber in den ersten sechs Monaten und die restlichen beiden Drittel in der zweiten Jahreshälfte aufgenommen wird.

Junge müssen "dorthin, wo was los ist"

Jungpolizisten werden nach der Ausmusterung tendenziell auf klassischen "Durchlaufposten" eingesetzt. Das sind meist besonders stark belastete Inspektionen, von denen sich ältere Kollegen wegbewerben. "Die Jungen haben damit kein Problem, die wollen ja dorthin, wo was los ist", meinte er. Seit 1. Juni müssen sie das auch verpflichtend tun. Frisch ausgebildete Polizisten müssen zunächst für zwei Jahre in Wien oder stärker belasteten Ballungsräumen Dienst verrichten.

Drei Monate Praxisphase

Die in der zweijährigen Grundausbildung nach 21 Monaten vorgesehene Praxisphase (drei Monate) kann bei Bedarf vorgezogen werden. Das hat in Wien vor kurzem für Kritik bei der Personalvertretung gesorgt, die darin einen ungeeigneten Versuch, den Personalmangel auszugleichen, sieht.
Seit Anfang Juli würden Schüler für Streifendienste eingesetzt, damit mehr Polizei zu sehen sei, kritisierte Personalvertreter Harald Segall. Problematisch sei dies, vor allem wenn es zu kriminellen Handlungen komme: "Er (der Schüler, Anm.) hat die Kompetenz nicht und kann die Amtshandlung nicht übernehmen."
Den Schülern muss ein Mentor zur Seite gestellt werden und die Arbeit dem jeweiligen Ausbildungsstand entsprechen, entgegnete Leitner. Dass in Ausbildung stehende Polizisten allein auf Streife gehen, sei nicht vorgesehen.

Ein Drittel Frauen

Österreichweit befinden sind mit Stand Juli 2009 genau 1142 Polizeischüler in Ausbildung (sowohl erstes als auch zweites Ausbildungsjahr). Davon sind genau ein Drittel (384) Frauen. Generell beträgt die Frauenquote bei der Polizei derzeit etwa zwölf Prozent.

Die Hälfte der Schüler (536) werden in Wien ausgebildet. Der Maturantenanteil liegt je nach Ausbildungsklasse bei 33 - in manchen aber auch - bei 80 Prozent.

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