"Einkaufen am Praterstern macht keinen Spaß"

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Themenbild: PratersternAPA (ROBERT JAEGER)
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Die Geschäftsleute fordern mehr Sicherheit.

„Na ja, den schönsten Arbeitsplatz habe ich nicht“, sagt eine Trafikantin am Praterstern. Ständig gebe es Polizeieinsätze, sie selbst und andere Geschäfte hätten regelmäßig mit Diebstahl, stark alkoholisierten oder drogenabhängigen Menschen im Geschäft zu tun, die man dann mühsam hinausbugsieren müsse. „Einkaufen am Praterstern macht keinen Spaß. Darum kauft man nur das Nötigste“, sagt die Frau.

Ähnliches sagt auch ein Kebab-Verkäufer neben dem Haupteingang: „Es ist dreckig hier, die Leute auch. Und dann glauben die Kunden, mein Essen ist auch so. Dazu noch die Pöbeleien und regelmäßigen Schlägereien. Es ist mühsam“, sagt er. Er selbst würde hier auch nicht verweilen und essen wollen, „außer ich wäre knapp vorm Verhungern“. Der Imbissstand nebenan hat zugesperrt. „Ich glaub', dem war es zu viel“, sagt der Mann.

Auf der Suche nach Lösungen. Vertreter des Handels in der Wirtschaftskammer haben erst vor Kurzem gemeinsam mit der damaligen Innenministerin (und nunmehrigen niederösterreichischen Vize-Landeshauptfrau) Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) den Praterstern besucht und begutachtet. Einhellige Meinung der Geschäftsleute: Die Polizei arbeite hervorragend, weitergehen könne es so aber nicht. Wirtschaftskammer-Chef Walter Ruck sagte: „Der Praterstern ist mit mehr als 110.000 Fahrgästen und Besuchern täglich einer der meistfrequentierten Plätze Wiens. Der Praterstern darf nicht der neue Karlsplatz werden. Nur, wo sich Menschen sicher fühlen, können Geschäfte erfolgreich betrieben werden.“ Derzeit laufen Gespräche zwischen Wirtschaftskammer, Polizei und Bezirk.

In der Billa-Filiale ist mangelndes Geschäft hingegen kein Problem. Sie ist nicht zuletzt wegen der Sonntagsöffnung und den langen Öffnungszeiten am Abend eine der meistfrequentierten, und somit wohl umsatzstärksten, des Landes. Rewe sei es gewöhnt, Filialen auch an sozial schwierigen Orten zu betreiben, heißt es aus der Zentrale. Dafür gebe es externe Sicherheitsdienste für solche Filialen. Weiters unterstütze der Konzern das Sozialarbeiterteam SAM auch finanziell. Man wolle soziale Verantwortung.

Damit argumentiert auch der Leopoldstadt-Bezirksvorsteher, Karl-Heinz Hora (SPÖ), wenn er Geschäftsleute am Praterstern auffordert, am Abend freiwillig keinen Alkohol mehr zu verkaufen. Rewe hält davon nichts: „Wir sehen keinen Sinn in reiner Symptombekämpfung. Das würde eine kleine Gruppe betreffen, die sich dann einfach vor 19 Uhr mit Alkohol versorgen könnte“, sagt Sprecherin Ines Schurin.

Als Hoffnungsschimmer am Praterstern gilt das vegetarische Restaurant Yamm!, das in der ehemaligen Polizeistation vor dem Haupteingang – und somit mitten im Geschehen – schon im April aufsperren wollte. Der Schanigarten ist dort geplant, wo sich derzeit vornehmlich Alkoholiker den Tag vertreiben.


Gegend mit „Entwicklungspotenzial“
. „Wir wollten schon aufsperren – dass wir es noch nicht getan haben liegt daran, dass uns noch Genehmigungen fehlen“, sag Heribert Scheikl, der Leiter der Yamm!-Filiale am Universitätsring. Man blicke der Eröffnung, für die es noch kein Datum gibt, positiv entgegen. „Die Gegend ist etwa auch durch die Nähe zum Nordbahnhof aufstrebend, sie hat Entwicklungspotenzial“, sagt er. Die Situation am Praterstern empfinde er weniger als bedrohlich, denn als „Chance“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)

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