Der Merkur zieht derzeit von der Erde aus gesehen direkt vor der Sonne vorbei. Das seltene Schauspiel ist in Österreich fast in voller Länge zu sehen, allerdings nicht mit freiem Auge.
Pünktlich um 13.12 Uhr hat am Montag in Österreich ein seltenes Himmelsereignis begonnen: Der Planet Merkur schob sich vor die Sonnenscheibe und war dort mit Teleskopen und Sonnenfiltern als kleiner schwarzer Punkt zu sehen. "Trotz stark zitternder Luft wegen des Windes haben wir pünktlich um 13.12 Uhr und 45 Sekunden den Eintritt des Merkur beobachten können", sagte Experte Günther Wuchterl.
Dieser Merkurtransit war in ganz Österreich gut zu beobachten, nur einige Quellwolken störten ab und zu die Sicht auf das Schauspiel, das bis Sonnenuntergang dauert. Neben Merkur als kleiner schwarzer Punkt waren auch etwa gleich große Sonnenflecken auf der Nordhalbkugel der Sonne zu beobachten.
Das planetare Ringelspiel mit einer Sonnen-Umlaufzeit des Merkur von 88 Tagen und jener der Erde von 365 Tagen führt dazu, dass etwa alle 116 Tage Erde, Merkur und Sonne in einer Linie stehen. Weil die Merkurbahn aber gegenüber jener der Erde um sieben Grad geneigt ist, wandert der innerste und kleinste Planet des Sonnensystems dabei meistens nördlich oder südlich der Sonne vorbei. Nur 13 bis 14 Mal pro Jahrhundert geht es sich aus, dass Merkur direkt zwischen Erde und Sonne steht - und zwar immer im Mai oder November. Der letzte von Mitteleuropa sichtbare Merkurtransit war 2003, den nächsten gibt es am 11. November 2019.
0,004 Prozent der Sonnenscheibe
Aufgrund der Kleinheit des Merkurs und seiner Entfernung ist der Transit nicht mit freiem Auge wahrnehmbar. Der kleine schwarze Punkt, der rund 7,5 Stunden lang über die Sonnenscheibe zieht, kann nur mit einem Feldstecher mit einer mindestens 30-fachen Vergrößerung oder einem Teleskop inklusive spezieller Sonnenfilter beobachtet werden. Als "Mikro-Sonnenfinsternis" deckt Merkur 0,004 Prozent der Sonnenscheibe ab.
In Österreich konnte man bei zahlreichen Veranstaltungen den Transit unter fachkundiger Anleitung und der notwendigen Ausrüstung beobachten. Dazu hatte der von Günther Wuchterl geleitete Verein Kuffner-Sternwarte im Augarten rund zehn Teleskope zum Beobachten aufgestellt. Ebenso viele gab es auf der Sofienalpe von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA).
Zum Beginn des Himmelsschauspiels hielt sich der Andrang zwar noch in Grenzen. Alexander Pikhard von der WAA rechnet allerdings gegen späteren Nachmittag mit deutlich mehr Besuchern, die nach der Arbeit das Ereignis beobachten wollen. "Das Datum kann man sich gut merken als Astronom", sagte Wuchterl augenzwinkernd, als gerade die Nachricht vom der Rücktritt Werner Faymanns als Bundeskanzler und SPÖ-Chef die Runde machte.
Service:
- Eine Übersicht über Veranstaltungen in Österreich bietet der Verein Kuffner-Sternwarte auf seiner Homepage
- Auf der Website der europäisch-japanischen Raumsonde "BepiColombo", die 2018 mit österreichischer Technik an Bord starten und den Merkur erforschen soll, gibt es Links zu Webstreams des Merkurtransits
(APA)