Brucknerhaus: Russisch-linzerische Freundschaft

Das Brucknerhaus an der Donau gehört der Stadt Linz und steht derzeit in der Kritik des Kontrollamts.
Das Brucknerhaus an der Donau gehört der Stadt Linz und steht derzeit in der Kritik des Kontrollamts. (c) APA (BARBARA GINDL)
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Ein Kontrollamtsbericht kritisiert die Geschäfte des Intendanten mit Russland. Der Cellist und Putin-Vertraute Sergej Roldugin taucht in Linz und in den Panama-Papers auf.

Linz. Beinahe sieben Jahre ist es nun her, dass Hans-Joachim Frey 2009 als künstlerischer Leiter des Semperopernballs in Dresden dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin als Dank für den deutsch-russischen Kulturaustausch den Georgsorden aus massivem Gelb- und Weißgold mit einem Reinheitsgehalt von 18 Karat ansteckte. Die Verleihung sorgte damals deutschlandweit für einen Aufschrei.

Jetzt steht Frey, der seit 2013 künstlerischer Leiter im Linzer Brucknerhaus ist, wieder unter massiver Kritik für seine Verbindungen nach Russland. Der „Presse“ liegt ein Kontrollamtsbericht über die Linzer Veranstaltungs GmbH (Liva) vor, zu der das Brucknerhaus neben dem Posthof und dem Kindertheater Kuddelmuddel sowie das Stadion und die Tips-Arena gehören. Die Liva gehört der Stadt.

In dem Bericht werden Freys Nebentätigkeiten samt Dienstreisen nach Russland massiv kritisiert – die er zum Teil während der Dienstzeit absolviert hat. So ist Frey neben seinem 40-Stunden-Job etwa Berater des Bolschoi-Theaters und reist dafür immer wieder nach Moskau. Weiters hat er in Minsk, Sofia, Wladiwostok und Ulan-Ude Opern inszeniert – für die Nebentätigkeiten lag laut Bericht nur teilweise die nötige Zustimmung des Aufsichtsrats vor. Frey kuratiert zudem nach wie vor den Semperopernball in Dresden.

Haus in finanziellen Nöten

Tätigkeiten, die die Kontrollore nicht goutieren: „Das Brucknerhaus befindet sich derzeit in einer äußerst schwierigen Situation (Positionierung als Konzerthaus in Oberösterreich ist gefährdet, schlechte Auslastung) und verlangt die gesamte Aufmerksamkeit des künstlerischen Geschäftsführers“, heißt es. Die Auslastung ist in den vergangenen Jahren massiv rückläufig – das Brucknerhaus hat Geldprobleme. Frey war zuvor übrigens bis 2011 Generalintendant in Bremen, wo er ein Theaterhaus mit mehreren Millionen Euro Schulden verfrüht verlassen musste.

Angesichts der finanziell schwierigen Situation sei der Nutzen der Dienstreisen nach Russland für das Brucknerhaus zu hinterfragen, heißt es in dem Bericht. Frey sieht in seinem Engagement für den „berühmten Semperopernball“ und das „weltberühmte Bolschoi-Theater“ vor allem „für das Brucknerhaus eine enorme Imagewerbung in den internationalen Kulturfachkreisen“. Nicht nur, dass Frey häufig nach Russland fliegt, sondern auch, dass er etliche russische Künstler einfliegt, brachte ihm in der Vergangenheit Kritik ein, wonach das Programm zu „monothematisch“ sei.

Ein Künstler, der im Brucknerhaus laufend zu Gast ist, ist der Cellist Sergej Roldugin – er gilt als enger Freund Putins und ist Taufpate seiner ersten Tochter Maria. Frey besuchte Roldugin mehrmals in St. Petersburg, wo der Cellist nach Putins Amtsantritt Rektor der Musikschule geworden war.

Cellist und Putins Vertrauter

Roldugin fiel zuletzt nicht nur wegen seiner Leistung als Cellist auf – oder weil er gemeinsam mit dem Dirigenten Valery Gergiev (ebenfalls häufig im Brucknerhaus zu Gast) im syrischen Palmyra ein umstrittenes Konzert zu Ehren von Russlands Triumph über die Stadt gab.

Roldugin spielt eine Hauptrolle in den Enthüllungen rund um die sogenannten Panama-Papers. Er soll über Briefkastenfirmen Milliarden verschoben haben. Aus den Papieren geht laut „Süddeutscher Zeitung“ hervor, dass die Briefkastenfirmen, mit denen Sergej Roldugin in Verbindung steht, von russischen Banken hohe Kreditlinien ohne Sicherheiten eingeräumt bekamen, Kredite nicht zurückzahlen mussten und Entschädigungszahlungen für geplatzte Aktiengeschäfte erhielten. Dass Roldugin bei diesen Geschäften als „geheimer Verwalter“ im Interesse Putins agierte, streitet er in Interviews nicht einmal ab – bezeichnet die Beziehung zu Putin als „wie zu einem Bruder“.

Roldugin ist seit Frey im Amt ist gern gesehener Gast im Brucknerhaus – er spielte seitdem rund ein Dutzend Mal, kuratierte mehrmals die „russischen Dienstage“ mit Nachwuchskünstlern aus St. Petersburg. Trotz massiver Kritik an Freys Russland-Verbindungen durch das Kontrollamt und dem Vorwurf musikalischer Monothematik hat das Brucknerhaus nicht vor, daran etwas zu ändern: „Roldugin ist uns als Cellist und Förderer des Nachwuchses bekannt“, heißt es. Darum sind auch weitere Auftritte von ihm – und einigen seiner Zöglinge – geplant. Roldugin wird im Herbst beim Brucknerfest wieder in Linz zu sehen sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2016)

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