''Mohr'', Schokohupf und ''zehn kleine Kinderlein''
02.01.2017 um 17:46
Nur ein kleiner „Mohr“ mit Fes – und doch eines der bekanntesten Logos des Landes. Das Markenzeichen von Julius Meinl ist allerdings nicht unumstritten. 2007 machte die Kampagne „Mein Julius“ darauf aufmerksam, dass dahinter eine rassistische Diskriminierung versteckt sei.
Bei der Meinl Holding will man im Mohrenkopf allerdings kein rassistisches Symbol sehen – der Mohr stelle keinen Diener oder Sklaven dar, sondern einen Kaffeeexperten. Außerdem sei das Logo ohnehin adaptiert worden, der Kopf sei nicht mehr geneigt sondern aufrecht.
(c) Clemens Fabry
Eine österreichische Süßspeise, mit heißer Schokolade übergossen und Schlagobers garniert – soweit kein Problem, wäre da nicht der Name: Der „Mohr im Hemd“ wird von Schwarzen als diskriminierend empfunden. Als Alternative wird der „Schokohupf“ ins Spiel gebracht.
(c) Presse Lukawinsky
Zuletzt brachte Eskimo mit einer Werbekampagne die Diskussion wieder ins Rollen – eine an die Süßspeise angelehnte Eiskreation wurde mit dem Slogan „I will mohr“ beworben. Nach Protesten aus der schwarzen Community wird das Plakat Mitte August entfernt.
(c) Michaela Bruckberger
„Zehn kleine Negerlein, die wandern querfeldein. Eines wollt' nicht mitmarschier'n, da waren's nur mehr neun.“ Das beliebte Kinderbuch rund um den Auszählreim gibt es mittlerweile in einer politisch korrekteren Version – Titel: „Zehn kleine Kinderlein“.
Beim Otto-Moravec-Verlag ist zu erfahren, dass man beide Versionen im Angebot habe – wobei die mit den Negerlein sich besser verkaufe. Den gleichnamigen Krimi von Agatha Christie („Ten Little Niggers“) findet man heute übrigens unter dem Titel „Und dann gabs keines mehr“ im Buchregal.
Für Menschen wäre die Bezeichnung nach der Nationalität korrekt – also etwa „Kameruner“. Kennt man die Nationalität nicht, ist „Afrikaner“ zulässig, aber auch Ableitungen wie „Afroamerikaner“ oder „Afroösterreicher“. Begriffe wie „Mohr“, „Neger“ oder gar „Nigger“ gelten als verletzend und abwertend. Geht es nur um die Bezeichnung der Hautfarbe, ist „schwarz“ eine akzeptierte Möglichkeit.
(c) Clemens Fabry
Der Begriff „Zigeuner“ wird ebenfalls als diskriminierend betrachtet. Die damit bezeichneten Volksgruppen verwenden für sich Eigenbezeichnungen wie „Sinti“ oder „Roma“.
Die Sammelbezeichnung „Eskimo“ für die arktischen Völker im nördlichen Polargebiet wird heute häufig durch die Bezeichnung „Inuit“ ersetzt. Streng genommen gibt es aber auch andere, nicht Inukitut sprechende Volksgruppen.
(c) AP (LAURENT DICK)
Jüngstes Beispiel für eine Krankheit, deren Bezeichnung als politisch nicht korrekt empfunden wurde, ist die „Neue Grippe“. Zum einen lege die ursprüngliche Bezeichnung „Schweinegrippe“ nahe, so die WHO, dass der Erreger von Schweinen auf Menschen übertragen würde, zum anderen fühlten sich Juden und Muslime beleidigt, bei denen Schweine als unreine Tiere gelten.