Laut EU-Bericht schneidet Österreich gut ab. Das liegt vor allem daran, dass nur ein Bruchteil der Suchtkranken gemeldet wird. Eine nationale Drogenstrategie fehlt.
Wien. Mit Mittwoch tritt ein neues Gesetz zur Bekämpfung des Drogenhandels im öffentlichen Raum in Kraft. Gestern, Dienstag, wurde der Bericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) veröffentlicht – wonach Österreich relativ gut abschneidet.
Das Land befindet sich in allen Substanzkategorien in der „unteren Mittelklasse“. So fällt Österreich beispielsweise nach Ungarn bei den jungen Erwachsenen in die vorletzte Kategorie mit einem Anteil von 4,1 bis acht Prozent, die im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert haben. In Tschechien, Spanien und Frankreich sind es mehr als zwölf Prozent. Eine ähnliche Stellung hat Österreich beim Kokainkonsum junger Erwachsener mit einem Anteil von 1,1 bis zwei Prozent. Großbritannien und Spanien als Spitzenreiter verzeichnen mehr als drei Prozent. „Dass Österreich darum kein Drogenproblem hat, kann aus dem Bericht aber nicht geschlossen werden, denn es gibt keine validen Daten“, sagt Gabriele Fischer, Chefin der Drogenambulanz im AKH, die auch im wissenschaftlichen Beirat für den Bericht ist.
Der Grund: Obwohl EU-weit vorgesehen sind Österreich und Dänemark die einzigen Länder, die keine nationale Drogenstrategie, sondern nur regionale Programme haben. „Das führt dazu, dass die Daten nicht strukturell gesammelt werden. Was im Bericht ausgewiesen ist, gilt höchstens für ein Fünftel der Patienten“, sagt Fischer. Rund 70 Prozent aller Drogensüchtigen würden bei Allgemeinmedizinern behandelt, die keine Statistiken führen. Eine nationale Drogenstrategie sei wichtig, um festzulegen, welche Methoden verfolgt werden sollen – auch international – sowie, was präventiv getan werden soll. „Derzeit kommt es vielfach zu einer Fehlfinanzierung“, sagt Fischer.
Synthetische Drogen im Trend
Europaweite Trends gelten aber wohl auch für Österreich: In ganz Europa wurden laut Bericht vergangenes Jahr rund eine Million Drogendelikte gemeldet – seit 2006 ein Anstieg von 25 Prozent. Ein Aufwärtstrend ist hierbei vor allem in Zusammenhang mit Amphetaminen, der „Partydroge“ MDMA und Cannabis festzustellen. 2015 wurden in Österreich 56 Kilo Heroin, 31 Kilo Kokain, 21 Kilo Amphetamine und 5001 MDMA-Tabletten sichergestellt. Während traditionelle Drogen wie Heroin immer mehr an Attraktivität verlieren, werden synthetische Drogen, von denen es immer mehr gibt, problematischer. Allein 2015 wurden rund 100 neue Substanzen in Europa registriert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2016)