Mateschitz kauft Berg in Niederösterreich

Am Spitzerberg im Bezirk Bruck an der Leitha gehen seit 1931 Flugvereine ihrem Hobby nach.
Am Spitzerberg im Bezirk Bruck an der Leitha gehen seit 1931 Flugvereine ihrem Hobby nach.(c) Austrian Wings / I. Huber
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Der Staat Österreich verkauft Areale am Spitzerberg. Red-Bull-Chef Mateschitz soll dort eine Flugschule betreiben und eventuell ausbauen. Weil das Gebiet teilweise unter Naturschutz steht, gibt es Sorge um die Vögel.

Niederösterreich. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hat in Niederösterreich von der Republik Österreich einen Berg gekauft – oder zumindest einen großen Teil davon.
Der Spitzerberg nahe Hainburg ist eine 302 Meter hohe Erhebung im östlichsten Niederösterreich an der Grenze zur Slowakei. Er gehört zu den Hundsheimer Bergen und damit zu den Ausläufern der Kleinen Karpaten, weite Teile stehen unter Naturschutz.

Insgesamt 820.800 Quadratmeter Fläche mit Liegenschaften in den Gemeinden Hundsheim, Bad Deutsch Altenburg und Prellenkirchen im Bezirk Bruck an der Leitha gehören nun laut Grundbuch der Flugplatz Völtendorf Betriebs GmbH. Der hundertprozentige Eigentümer ist Dietrich Mateschitz.

Nur ein Interessent

Der Verkäufer des Geländes ist die Bundessporteinrichtungen Gesellschaft mbH, die wiederum zu hundert Prozent der Republik Österreich gehört. Die seit 1999 vom Sportministerium ausgegliederte Gesellschaft betreibt Sportzentren am Kitzsteinhorn, am Faaker See oder in Maria Alm. Der größte Standort der Gesellschaft ist das Bundessport- und Freizeitzentrum Südstadt, am Stadtrand von Wien.

Und dann gehörte der Gesellschaft bis vor wenigen Wochen auch noch das Areal am Spitzerberg in Niederösterreich, wo es seit 1931 ein kleines Flugfeld gibt, das vor allem Segelflugvereine und auch einige kleine Motormaschinen für ihren Sport nutzen. Dazu gibt es eine kleine Flugschule.

„In unserem Repertoire war das immer eine atypische Einrichtung“, sagt Michael Sulzbacher, Geschäftsführer der Bundessporteinrichtungen Gesellschaft GmbH. Weil der Vertrag mit dem Pächter im Herbst auslaufe, habe man versucht, einen Käufer zu finden. Der Einzige, der sich interessiert hätte, sei Dietrich Mateschitz gewesen. Man hätte sich auf einen Preis geeinigt, das Grundstück dann ausgeschrieben, um zu sehen, ob nicht eine höhere Kaufsumme erzielt werden könnte. Schließlich gingen die Gründe um 1,4 Millionen Euro über den Tisch. Was Dietrich Mateschitz nun mit dem Gelände anfangen will, ist noch nicht bekannt. Auch auf mehrmalige Anfrage bekam „Die Presse“ darauf keine Antwort. Die Pläne werden angeblich derzeit erarbeitet und sollen in den nächsten Wochen in den Gemeinden präsentiert werden.

Flugschule bleibt

Laut Vertrag, der der „Presse“ vorliegt, hat sich Mateschitz jedenfalls dazu verpflichtet, den Betrieb der Flugschule für die nächsten 20 Jahre „zumindest in diesem Umfang“ aufrechtzuerhalten. Dass Mateschitz die Schule sogar ausbaut, ist wahrscheinlich: Gerüchtehalber sei er in Verhandlung, weitere angrenzende Flächen dazuzuzukaufen, um dort dann eine größere Kunstflugschule zu errichten. Mit dem Flugfeld Spitzerberg baut Mateschitz sein Flugimperium in Niederösterreich aus.

Bereits 2007 erstand er bei einer Versteigerung um 455.000 Euro den Flugplatz Völtendorf bei St. Pölten, der damals im Besitz des Bundesheeres war. Sein Angebot lag 200.000 Euro über dem Rufpreis – und überbot die Asfinag. Somit verhinderte Mateschitz nicht nur, dass das Flugfeld der Traisental-Schnellstraße S 34 weichen muss, sondern investierte auch viel Geld zur Sanierung des Flugfelds. Dafür wird er heute von den Fliegern als Retter des Flugplatzes bezeichnet.

Die S 34 soll nach aktuellen Plänen und langen Diskussionen nun unter dem Flugfeld verlaufen, ein Baustart ist derzeit von der Asfinag für 2017 angesetzt.
Auch beim Airfield Spitzerberg steht man der Übernahme weitgehend positiv gegenüber – der dort ansässige Aero-Club ist mit dem Deal jedenfalls zufrieden, die Flying Bulls sollen sogar zum Flugplatzfest kommen.

Sorge um Naturschutzgebiet

Sorge gibt es nur seitens der Grünen im Bezirk, da Teile des von Mateschitz gekauften Geländes unter Naturschutz stehen und an weitere Schutzgebiete angrenzen. Die EU-Richtlinien für das Natura-2000-Schutzgebiet sehen auch Schutzbestimmungen für Vögel vor – und die könnten sich durch einen erweiterten Flugbetrieb mit Motormaschinen gestört fühlen, so die Angst.
Sulzbacher beruhigt: „Von den Flächen ist nur ein kleiner Teil Schutzgebiet. Enthalten ist hier etwa eine einzigartige Steppenlandschaft, die soll aber unberührt bleiben, das haben wir lang besprochen und sichergestellt.“

Die Presse Grafik

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24. Juni 2016)

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