Kritik am VOR-Tarif: Grüne kontern mit Billigticket

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Symbolbild.(c) Fabry Clemens
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Österreichs größter Verkehrsverbund ändert sein Tarifsystem. Weil das für einige Kunden Nachteile bringt, fordern die Grünen ein Generalticket für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Für 365 Euro im Jahr.

Wien. Im Einzugsgebiet des VOR (Verkehrsverbund Ost-Region) leben 3,7 Millionen Menschen. Im Vorjahr transportierte das Gemeinschaftsunternehmen der Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland in Summe 1,035 Milliarden Fahrgäste aus diesem Kundenpool. Weil das Fahren mit Bus, U-, Straßen- und Schnellbahn für einen Teil von ihnen mit 6. Juli teurer wird, werben Grün-Politiker aus der gesamten Region nun für ein stark verbilligtes Generalticket für den gesamten VOR-Bereich.

„365 Euro für die gesamte Verbundregion im Jahr sind genug und finanzierbar“, so lautet der Wunsch der Verkehrssprecher aus dem Parlament (Georg Willi) und den Landtagen von Niederösterreich (Amrita Enzinger), Wien (Rüdiger Maresch) und dem Burgenland (Regina Petrik).

Die Forderung ist sozusagen die anlassbezogene Fortführung eines alten Wunschs auf regionaler Ebene. Bereits 2013, nachdem für das Wiener Stadtgebiet die Jahresnetzkarte auf 365 Euro verbilligt worden war, begannen Niederösterreichs Grüne, dasselbe für ihr Bundesland zu fordern. Damals noch beschränkt auf die eigenen Landesgrenzen.

Bis heute beißt die Partei damit bei der den Landeshauptmann stellenden ÖVP auf Granit. Deren Vertreter halten nicht nur mit dem Kostenargument dagegen. Vielmehr würde das räumlich auf die Stadt beschränkte Angebot aus Wien im vielfach größeren Niederösterreich zu Ungerechtigkeiten führen. Warum solle die Jahreskarte für die Strecke St. Pölten–Krems gleich viel kosten wie jene für einen Pendler, der ungleich weiter, zwischen Amstetten und Wien verkehrt?

90 Mio. Euro Zuschuss nötig

Georg Willi und seine Kollegen aus den Bundesländern glauben nun, dass die für die Verbilligung nötigen Zuschüsse 80 bis 90 Millionen Euro pro Jahr ausmachen würden. Zum Vergleich: Der Neubau von Landesstraßen in Niederösterreich macht heuer 140 Millionen Euro aus.

Der Grund für die Kritik der Grünen am Tarifsystem ist, dass das alte, seit 30 Jahren verwendete Zonensystem durch eine von der konsumierten Fahrstrecke abhängige Berechnung ersetzt wird. Auf Strecken, für die bisher Sondertarife gegolten haben, die den Fahrgästen jedoch so gut wie nie bekannt waren, wird es teurer. Auf manchen Routen zahlt man ab 6. Juli jedoch auch weniger. Laut Angaben des Verkehrsverbunds wird es für jeweils zehn Prozent der Fahrgäste Vor- bzw. Nachteile geben. Für alle anderen Kunden bleiben die Tarife in etwa auf dem gleichem Niveau.

Insgesamt, so lautete die Vorgabe der drei teilnehmenden Bundesländer, ist die Tarifreform ein Nullsummenspiel. Die Einnahmen durch Ticketverkäufe sollen bei 611,6 Millionen Euro im Jahr eingefroren bleiben. (awe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2016)

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