Winzer rechnen mit geringer Ernte

Die Lese im Herbst wird heuer nicht so ergiebig ausfallen – in der Steiermark rechnet man mit Ausfällen bis zu 90 Prozent.
Die Lese im Herbst wird heuer nicht so ergiebig ausfallen – in der Steiermark rechnet man mit Ausfällen bis zu 90 Prozent.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

Steirischer Wein wird nach dem Frost im April quantitativ schwach ausfallen. Qualitativ könnte es dennoch ein guter Jahrgang werden. Sturm wird vermutlich Mangelware sein.

Wien. Stefan Potzinger ist wieder optimistisch. Die „Katastrophe“, von der der Obmann von Wein Steiermark spricht, das „Jahrhundertereignis“, liegt nun doch schon einige Monate zurück. Ein fast flächendeckender Frosteinbruch hat Ende April in der Steiermark die Weinreben massiv geschädigt. „Über das gesamte Gebiet sind etwa 90 Prozent aller grünen Triebe abgefroren.“ Und es sieht danach aus, als könne man heuer nur zehn bis 15 Prozent der durchschnittlichen Menge an Trauben lesen. Doch mittlerweile, meint er, habe man sich mit der Situation arrangiert.

Leicht ist es nach wie vor nicht. Immerhin, nach dem Frost hat es einen Nachaustrieb gegeben, der noch einen gewissen Ertrag bringen wird. Doch werden diese neuen Triebe wohl erst fünf Wochen nach den ersten fertig sein – „es wird also eine sehr verzettelte Lese sein“. Allerdings dürfte der wenige Wein, der dabei herausschaut, qualitativ besonders hochwertig sein. „Ich glaube an einen der besseren Jahrgänge der Dekade“, meint Potzinger, „diese Prognose traue ich mich schon zu machen.“ Bis zur Weinlese ist allerdings noch einige Zeit, bis zum Herbstbeginn, wenn die Trauben reif sind, kann noch viel passieren.

Alle Trauben für Qualitätswein

Schon jetzt ist aber absehbar, dass es bei mancher Spezialität knapp werden wird. Gerade in der Weststeiermark dürfte die Ernte weniger als zehn Prozent eines Durchschnittsjahres betragen – genau von dort kommt der Schilcher. Wer diesen reschen Wein mag, sollte sich frühzeitig darum kümmern. Und weil die Winzer versuchen werden, so viele Trauben wie möglich in Qualitätswein zu stecken, wird für Schilchersturm vermutlich nicht allzu viel übrig bleiben.

Im Inland, so glaubt Potzinger, werde man aber nicht so viel von den geringen Mengen spüren. Gastronomie, Vinotheken und Privatkunden werden wohl bevorzugt beliefert, dafür werde man bei Exporten weniger anbieten können. Und auch Besucher in der Steiermark sollen so bedient werden, als wäre gar nichts passiert. „Jeder, der kommt, wird hier Wein kaufen und trinken können. Und in Buschenschenken wird man sicher auch Schilcher bekommen.“

Manche Sorten seien ohnehin weniger empfindlich – so stehe man etwa in der Südsteiermark beim Sauvignon Blanc gut da. „Insgesamt werden wir alle Sorten haben“, sagt Potzinger, „nur nicht so viele Flaschen dahinter.“ Was auch bedeutet, dass die Preise wohl etwas steigen werden.

Neben der Steiermark waren auch einige Regionen in Niederösterreich besonders stark vom Frosteinbruch betroffen. Je nach Gebiet rechnet man hier mit Ausfällen von 20 bis 40 Prozent. „Insgesamt waren 9000 Hektar mehr oder weniger geschädigt“, sagt Johann Grassl, Referatsleiter für Weinbau in der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer – das entspricht etwa einem Drittel der Weinanbaufläche Niederösterreichs. Besonders schlimm war es etwa im Kamptal und der Wachau. Nach und nach wird nun deutlich, welche Weingärten sich besser erholen. „Wir gehen schon davon aus, dass es weniger Wein geben wird“, meint Grassl. Doch seien noch Schwankungen möglich – regnet es etwa vor der Lese, seien die Beeren saftiger. Das bedeute dann mehr Wein, aber unter Umständen auch geringere Qualität.

Angst vor Hagel

Niederschlag, meint der Experte, habe man heuer schon recht viel gehabt. Sollte der Sommer sehr trocken sein, sei das jedenfalls kein großes Problem. Schiefgehen kann in den kommenden zwei bis drei Monaten dennoch einiges: „Hagel ist in so einem verrückten Jahr immer ein Thema.“ Aber auch in Niederösterreich zeigt man sich optimistisch: „Was jetzt wächst und hängt, schaut sehr gut aus.“

Heiss und kalt – das Wetter

Heißester Tag. Der Montag brachte mit 36 Grad in Krems (NÖ) einen neuen Temperaturrekord für das Jahr 2016, wie der Wetterdienstleister Ubimet berichtet. Dahinter lag Langenlebarn (NÖ) mit 35,9 Grad. In allen Bundesländern wurde die 30-Grad-Marke überschritten. Allerdings kühlte die zuvor drückend schwüle Luft am Nachmittag ab – zum Teil auch mit unwetterartigen Gewittern und Starkregen, etwa im Tiroler Unterland, der Obersteiermark und im Raum Wien.

Kaltfront. Die teils heftigen Gewitter setzten der Hitzewelle ein vorläufiges Ende – denn die kommenden Tage werden deutlich kühler und auch feuchter. Am Dienstag verlagert sich der Schwerpunkt der Unwetter vom Westen zunehmend in den Süden und Osten. Im Bergland Westösterreichs prophezeit Ubimet zeitweise sogar ein Sinken der Schneefallgrenze auf unter 2000 Meter, in Lagen über 2500 Metern kann es sogar Neuschneemengen von bis zu 30 Zentimetern geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.