Alte Pavillons für neue Krankheit

Im Fall einer Pandemie profitiert Wien von seinen alten Krankenhauspavillons.

WIEN.Sie sind hässlich, baufällig und entsprechen nicht so ganz den Vorstellungen eines modernen Krankenhauses: die klassischen Pavillons der alten Wiener Spitäler. Doch im Fall einer Grippepandemie wird aus dem Nachteil ein Vorteil – und ein oder mehrere Pavillons kurzerhand zur klar abgegrenzten Grippestation.

Im Kaiser-Franz-Josef-Spital hat sich dieses System bereits bewährt. Die ersten österreichischen Patienten mit Symptomen der Neuen Grippe wurden dort in PavillonC isoliert und behandelt; insgesamt wurden hier rund 50 erkrankte und noch einmal so viele Verdachtsfälle untergebracht, berichtet Christoph Wenisch, Vorstand der 4. medizinischen Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin.

Das aus der Monarchie stammende Krankenhaus ist historisch prädestiniert, war es doch schon immer ein Infektionskrankenhaus. Sollte tatsächlich die große Grippewelle kommen, geht es vor allem darum, klug und geschmeidig umzuschichten, erklärt Wenisch. Sein für die Grippe vorgesehener PavillonC verfügt über eine eigene Intensivstation; sollte der Platz nicht ausreichen, wird der nächste Pavillon umfunktioniert. Auch Wilhelminenspital und Baumgartner Höhe verfügen über Pavillons, die bei Bedarf frei gemacht werden können.

Masken, Tamiflu und Antibiotika

Wie genau die Wiener Krankenhäuser vorzugehen haben, ist in einem eigenen Plan geregelt. Seit SARS und der Vogelgrippe wurden die klassischen Katastrophenpläne laufend an infektiologische Gefahren angepasst, erklärt Wenisch. Die seit SARS massenhaft eingelagerten Masken haben sich im Kaiser-Franz-Josef-Spital übrigens bewährt. „Es ist gelungen, dass sich niemand hier infiziert hat“, so Wenisch. Ausreichende Vorräte gebe es auch für Tamiflu, ebenso für Antibiotika, die notwendig werden, wenn zu einer Grippeerkrankung Komplikationen kommen. Weil genau das gefährlich werden kann, rät Wenisch dringend, Kinder vorbeugend gegen Pneumokokken impfen zu lassen. „Diese Impfung ist sehr gut verträglich. Man muss die Kinder einfach schützen.“

Nichtsdestoweniger gebe es immer noch „gewisse Unsicherheiten, welche Maßnahmen im Fall einer Pandemie genau getroffen werden sollen“, so Wenisch. „Und alle schauen nach Wien, wie es hier gehandhabt wird, weil Wien im Ernstfall am meisten betroffen wäre.“ Morgen, Freitag, soll es diesbezüglich ein weiteres Gespräch mit dem Ministerium geben. In Vorbereitung ist auch eine Informationskampagne für Schulärzte, die wiederum die Lehrer über Verhaltensregeln informieren sollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2009)

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