Österreicher haben Angst vor Terror

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Anschläge in Europa sind die größte Sorge. Zehn Prozent glauben, dass auf Österreich ein Terroranschlag zukommt. Angst besteht auch vor Radikalisierung durch Glaubensfanatiker.

Wien. Unruhe und Unsicherheit – nach den Anschlägen der vergangenen Wochen in Europa sind diese Gefühle deutlich stärker in den Vordergrund getreten. Nun gibt es auch Zahlen dazu – so dominiert in Österreich vor allem die Angst vor Terroranschlägen, wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Research Affairs ergibt. 88 Prozent gaben demnach an, dass sie sich vor Terroranschlägen in Europa fürchten. Grundlage für die Umfrage sind 500 Online-Interviews mit Österreichern, die repräsentativ für die internetaffine Bevölkerung ab 16 Jahren sind. An zweiter Stelle der vom Institut vorgegebenen Items (Antwortvorschläge) landet die Angst vor „Radikalisierung durch Glaubensfanatiker“ mit 85 Prozent. Erst an dritter Stelle steht mit 76 Prozent die Angst um die Zukunft der Kinder, 74 Prozent haben Angst vor einem „anhaltenden Flüchtlingsstrom“.

Dass die Angst vor Terroranschlägen in Europa besonders groß ist, führt Politik- und Medienforscherin Sabine Beinschab von Research Affairs direkt auf die jüngsten Ereignisse zurück, eben auf den Anschlag in Nizza, den Amoklauf in München und andere Attacken der jüngsten Zeit. Dass die Angst vor „Terroranschlägen in Österreich“, so ein weiteres Item, mit 70 Prozent nur an fünfter Stelle liegt, habe unter anderem auch damit zu tun, dass es hierzulande bisher keinen solchen Anschlag gab. Und momentan glaubt laut der Umfrage auch eine knappe Mehrheit daran, dass das so bleiben wird.

Nur zehn Prozent der Befragten zeigen sich überzeugt davon, dass auch auf Österreich ein Terroranschlag zukommen wird. 38 Prozent fühlen sich eher unsicher, da Österreich nicht gefeit vor Terroranschlägen sei. Auf der anderen Seite glauben 46 Prozent der Befragten weniger an einen Anschlag in Österreich. Dem Item „In Österreich kann mir nichts passieren“ stimmten immerhin fünf Prozent zu. Tendenziell glauben Männer eher weniger an einen Anschlag in Österreich, Frauen zeigen hier eine etwas größere Unsicherheit.

Sicherheitsgefühl gesunken

Abgefragt wurde auch das subjektive Sicherheitsgefühl – das ist für 89 Prozent der Österreicher in den vergangenen zwei Jahren gesunken. 35 Prozent, also mehr als ein Drittel der Befragten, fühlen sich demnach „viel unsicherer als vor zwei Jahren“, 54 Prozent stimmten bei „etwas unsicherer“ zu. „Etwas sicherer“ fühlen sich vier Prozent der Befragten, „viel sicherer“ gerade einmal ein Prozent. Die Option, dass das Sicherheitsgefühl sich nicht verändert hat, wurde nicht angeboten – „weil bei einer Fünferskala die Gefahr besteht, dass man in die Mitte geht“, sagt Sabine Reinschab. Es könne sein, dass dann einige Stimmen von „etwas unsicherer“ auf diese Antwort gefallen wären. Die Grundtendenz, dass das Sicherheitsgefühl gesunken sei, sei aber eindeutig ablesbar.

Abgefragt wurde auch, was passieren müsste, um das Sicherheitsgefühl wieder zu erhöhen. Unter den vorgegebenen Antworten landete „keine weiteren Terroranschläge in europäischen Ländern“ mit 58 Prozent auf dem ersten Rang, gefolgt von „Eindämmung bzw. Stopp des Flüchtlingszustroms“ mit 57 Prozent. Die Umfrage macht aber auch einen Wunsch nach mehr Polizeipräsenz deutlich – 55 Prozent der Befragten wählten diese Option. 46 Prozent befürworteten eine Widereinführung von Grenzkontrollen, 37 Prozent mehr Überwachung auf öffentlichen Plätzen. Einen Austritt aus der EU befürworteten dagegen nur 18 Prozent.

Macht die Regierung genug?

Was bisher getan wird, ist den Österreichern laut der Umfrage jedenfalls nicht genug. So stimmten 57 Prozent der Aussage zu, dass sie sich wünschen würden, „dass die Regierung mehr unternimmt, um das Land vor Terroranschlägen zu schützen“, 30 Prozent glauben, dass sie ohnehin alles dazu tut, was in ihrer Macht steht. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2016)

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