"Disneysierung der Stadt": Amphibien-Bus für Salzburg

Der umstrittene Amphibien-Bus.
Der umstrittene Amphibien-Bus.(c) APA (salzburghighlights.com/Neumayr)
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Entwicklung und Bau kosteten 700.000 Euro. Nun steht das Gefährt kurz vor der "Wasserung". Das sorgt auch für Kritik.

Mit mehr als einem Jahr Verspätung soll Mitte September in der Stadt Salzburg der neue Amphibien-Bus für Touristenrundfahrten in Betrieb gehen. Anfang nächster Woche beginnen die Testfahrten auf der Salzach. Laufen diese nach Plan, steht dem Start nichts mehr im Wege. In dem 700.000 Euro teuren Gefährt, das sowohl im Wasser als auch auf der Straße fahren kann, werden 26 Passagiere Platz haben.

"Das ist kein Fahrzeug von der Stange. Der Bus ist weltweit bis dato einzigartig", sagte der Projektinitiator und Salzburger Tourismusunternehmer Erich Berer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Amphibien-Busse seien in der Regel deutlich größer und schwerer und würden meist in Hafenbecken, nicht auf unruhigen Gebirgsflüssen eingesetzt. "Wo wir fahren, ist die Salzach maximal zwei bis 2,20 Meter tief. Herkömmliche Fahrzeuge haben aber schon bis zu zwei Meter Tiefgang", sagte Berer. Der neue Bus - ein Name soll im Zuge eines Schülerwettbewerbs noch gefunden werden - habe einen Tiefgang von nur 1,50 Meter und verfüge dennoch über hohe Stabilität im Wasser.

Von drei Motoren angetrieben

Um möglichst leicht zu sein, wurden das Cockpit und Aufbauten aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff in Bayern maßgefertigt. Das Amphibienfahrzeug wiegt gerade einmal 7,7 Tonnen. Für den Antrieb sorgen drei Motoren: ein Lkw-Motor mit 180 PS und zwei Volvo Penta-Schiffsdiesel mit jeweils 225 PS. "Damit bleibt das Fahrzeug im Wasser sicher, auch wenn ein Motor streiken sollte. Denn die meisten Amphibienfahrzeuge sind in ruhigeren Gewässern im Einsatz", erklärte Berer.

"Ich habe ein kleines und wendiges Fahrzeug gesucht, das zur Weltkulturerbe-Stadt Salzburg passt, keinen Monster-Bus." Herausgekommen sei dabei ein Unikat mit 9,90 Metern Länge, 2,40 Metern Breite und 3,45 Metern Höhe. "Das ist der kleinste Amphibien-Bus, der kommerziell irgendwo zum Einsatz kommt." Testfahrten auf der Donau in den vergangenen Wochen seien positiv verlaufen.

30 Euro für Erwachsene, 20 Euro für Kinder

Ausgangs- und Endpunkt der Rundfahrt wird die Anlegestelle des Ausflugsschiffes "Amadeus" sein, wo für den Amphibien-Bus eine ausschwenkbare Anlege-Plattform gebaut wurde. Die neue Touristenattraktion soll von Ende März bis Anfang November bis zu sieben Mal am Tag ablegen. Nach kurzer Fahrt auf der Salzach wird der Bus den Fluss über die Feuerwehrrampe am Müllnersteg verlassen und nach vollendeter Sightseeing-Tour durch Salzburg auf gleichem Wege wieder ins Wasser fahren. Die Passagiere werden dabei rund 80 Minuten unterwegs sein. Der Preis: 30 Euro für Erwachsene, 20 Euro für Kinder.

Die hohen Anschaffungskosten sollen sich laut Berer binnen vier bis fünf Jahren amortisieren, auch weil er mit Synergieeffekten rechne. Der Tourismusunternehmer betreibt in der Stadt unter anderem auch die Salzach-Schifffahrt. Außerdem bietet er Dinner und Konzerte auf der Festung oder Sightseeing-Touren mit einem roten Doppeldeckerbus aus London an.

"Dürfen nicht alles dem Tourismus unterordnen"

Sein aktuelles Projekt stößt keineswegs auf ungeteilte Zustimmung. "Wir dürfen nicht alles dem Tourismus unterordnen. Die Stadt soll auch für die Bewohner lebenswert bleiben", kritisierte die Geschäftsführerin des Altstadtverbands, Inga Horny, den Amphibien-Bus. Auch die grüne Bürgerliste in der Stadt wehrte sich gegen die zunehmende "Disneysierung". In Wahrheit gehe es bei dem Projekt um Privatgeschäfte auf Kosten der Natur, teilte Bürgerlisten-Gemeinderat Bernhard Carl am Dienstag mit.

Berer kann der Kritik nur wenig abgewinnen. "Wer in Salzburg als Unternehmer etwas machen will, stößt grundsätzlich einmal auf Ablehnung." Der Bus sei ohnehin kein Projekt für die Masse. "Es handelt sich um ein hochwertiges Angebot, das durch den Preis auch nur jene Klientel anzieht, die sich das auch leisten will." Berer verfügt über alle wasserrechtlichen und naturschutzbehördlichen Bewilligungen und die Straßenzulassung, laut einem von ihm in Auftrag gegebenen Gutachten liegen im befahrenen Salzachabschnitt auch keine Fischlaichgebiete.

(APA)

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