Zwischenfälle keine Einzelfälle

Verletzte und Tote: Immer wieder sorgen Schubhäftlinge für Schlagzeilen.

Wien (red.). Der Tod eines 20-jährigen Inders am Montag ist der bislang letzte einer Reihe zahlreicher Zwischenfälle mit Schubhäftlingen.

25. März 2009: Mohammed A. geht der Polizei bei einer Razzia ins Netz und wird in Schubhaft genommen. Erst nach sieben Tagen stellt sich heraus: Der 21-jährige Mann, der im Sudan geboren wurde, ist österreichischer Staatsbürger.

7. April 2009: Ein 34-jähriger Afghane wird in Wien mitsamt seinen drei minderjährigen Kindern in Schubhaft genommen. Laut dem Unabhängigen Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich eindeutig rechtswidrig.

25. Dezember 2006: Im Linzer Polizeianhaltezentrum will sich ein Schubhäftling das Leben nehmen. Der 36-Jährige versucht sich mit seinen Schuhbändern zu strangulieren. Ein Beamter entdeckt das Vorhaben beim Zellenkontrollrundgang und kann ihm so das Leben retten.

•7. April 2006: Der Schubhäftling Bakary J. wird bei einem Polizeieinsatz in einer Lagerhalle in Wien-Leopoldstadt von Beamten misshandelt und schwer verletzt. Vier WEGA-Beamte werden zu mehrmonatigen bedingten Haftstrafen verurteilt. Sie dürfen weiter Polizeidienst verrichten.

4. Oktober 2005: Ein 18-jähriger afrikanischer Schubhäftling, der sich seit 28. September in Hungerstreik befunden hat, stirbt im Anhaltezentrum der Bundespolizeidirektion Linz. Der Verstorbene habe an einer erbbedingten Anomalie im Blutfarbstoff gelitten, die letztendlich ein Herz-Kreislauf-Versagen verursacht habe, hieß es im Obduktionsergebnis.

13. August 2005: Ein 34-jähriger Nigerianer richtet im Polizeigefangenenhaus Hernals ein Blutbad an, bei dem ein aus Polen stammender Schubhäftling getötet und zwei weitere Insassen verletzt werden. Der Täter wird in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

22. Februar 2005: Im Wiener Polizeigefangenenhaus Hernalser Gürtel nimmt sich ein Algerier in Schubhaft das Leben. Der Mann erhängt sich in seiner Zelle.

3. August 2002: Ein 30-jähriger Schubhäftling aus Osteuropa wird im Verwaltungsarrest Bludenz tot in seiner Zelle entdeckt. Der Mann ist laut Obduktionsbericht an einer Lungenembolie gestorben.

•1. Mai 1999
: Besonders hohe Wellen schlägt der Fall des nigerianischen Schubhäftlings Marcus Omofuma, der auf dem Flug nach Sofia in Polizeigewahrsam stirbt. Die drei den 25-Jährigen begleitenden Fremdenpolizisten hatten ihn laut Zeugen in der Maschine gefesselt und geknebelt. Das Gericht stellte in seinem Urteil knapp drei Jahre später den Erstickungstod fest und verurteilte die Polizisten wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Umständen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2009)

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