Arch-Absturz: Nachtflug „nicht einfach“

Das Wrack von Archs Helikopter (im Bil ddie Absturzstelle, aufgenommen am verganganen Freitag) wurde am Montag nach Wien überstellt.
Das Wrack von Archs Helikopter (im Bil ddie Absturzstelle, aufgenommen am verganganen Freitag) wurde am Montag nach Wien überstellt. APA/EXPA/JFK
  • Drucken

Ein erfahrener Pilot bewertet die Umstände vor Hannes Archs Unfall als schwierig. Das Wrack wird nun in Wien untersucht.

In einer Halle in einem Gewerbegebiet im Norden Wiens sind seit Montag hunderte Teile eines Hubschrauberwracks aufgelegt. Am Heckausleger der zerstörten Maschine ist die Kennung „OE XHA“ zu erkennen. Es ist der Helikopter des Kunstfliegers und Red Bull-Testimonials Hannes Arch, der vergangene Woche am Großglockner abstürzte und starb. Warum, das soll hier geklärt werden.

Diese Aufgabe wird die nächsten Monate das Team von Peter Urbanek beschäftigen. Aufgabe der Flugunfallkommission ist es, die Technik der Maschine, Rahmenbedingungen wie Wetter, Flugplanung und Gelände sowie letztendlich auch das Verhalten des Piloten zu untersuchen. „Wir stehen jedoch noch ganz am Anfang, müssen das Wrack auf Vollständigkeit prüfen und Dokumente von Austro Control und Hubschrauberhersteller anfordern bzw. auswerten“, sagt Urbanek. Bis der Bericht öffentlich wird, können Monate vergehen.

Sicht für Nachtflug schlecht

Die kleine Gemeinde der österreichischen Helikopterpiloten rätselt indes über die Ursachen. Arch war unter Kollegen nicht nur beliebt (er soll trotz seiner Bekanntheit nie die Bodenhaftung verloren haben), sondern galt auch als Ass im Helikopter. Ein erfahrener, in der Öffentlichkeit ebenfalls bekannter Pilot, der Arch persönlich kannte, hat die Umstände des Absturzes in der Nacht des 8. September für die „Presse“ analysiert. Der Mann möchte jedoch unerkannt bleiben. Er sagt: „Dort zu dieser Zeit zu starten war nicht ganz einfach“. Der Mond stand tief im Südwesten, die Berge warfen deshalb Schatten. „Das heißt, dass die für den Nachtflug so wichtigen Konturen des Geländes schwer erkennbar waren.“ So eine Situation könne man mit jener eines Whiteouts im Hochgebirge vergleichen. Die Orientierung gehe dabei völlig verloren.

Nachtflüge wie jener Archs sind erst seit Oktober 2014 erlaubt und erfordern eine Zusatzausbildung. Nachtsichtgeräte für den Heli-Flug erhalten wegen Handelsbeschränkungen nur Militär und Polizei, sowie unter strengen Auflagen Rettungsflieger wie jene des ÖAMTC.

Flug nach St. Gallen?

Spekulationen löste am Dienstag ein angeblicher Flugplan Archs aus. Dieser soll den Flug nämlich von Salzburg nach St. Gallen in der Schweiz, und nicht zum Großglockner angemeldet haben. Nach „Presse“-Informationen ist das jedoch unschlüssig, weil für den Rückflug ebenfalls ein Flugplan vorliegt. Der sah eine Route vom Großglockner (mit einem Zwischenstopp in St. Johann) zurück nach Salzburg vor. Dass ein Flugradar-Portal das Transponder-Signal von Archs Helikopter verlor, ist nach Angaben von Experten nicht ungewöhnlich. So etwas passiere im Gebirge ständig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14. September 2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

AIR RACE-PILOT HANNES ARCH BEI HUBSCHRAUBERABSTURZ GET�TET
Österreich

Hannes Arch flog trotz Flugverbots

Eine Woche nach dem Hubschrauberabsturz taucht ein Bescheid auf. Demnach sind am Unfallort Starts nur bis 16 Uhr erlaubt. Arch flog nach 21 Uhr los – und in den Tod.
Die Unfallstelle am Tag nach dem Crash
Österreich

Hannes Arch hätte nicht fliegen dürfen

Im Nationalpark Hohe Tauern gilt ein strenges Nachtflugverbot, bei Verstoß droht sogar der Verlust der Pilotenlizenz. Kunstflieger Hannes Arch verunglückte dort vor einer Woche tödlich - bei einem Nachtflug.
AIR RACE-PILOT HANNES ARCH BEI HUBSCHRAUBERABSTURZ GETOeTET
Österreich

Hannes Arch: Beisetzung offenbar in Stille

Am Samstag ist eine öffentliche Gedenkfeier in Trofaiach geplant. Der verletzte Hüttenwirt berichtet indes vom Unfall und deutet an, Arch sei ohne Nachtflug-Ausrüstung geflogen.
Österreich

Hubschrauberwrack wird nach Arch-Absturz in Wien untersucht

Da die Unfallursache bislang unklar ist, wurde das Hubschrauberwrack von der Staatsanwaltschaft Kärnten beschlagnahmt. Der 62-jährige Mitinsasse wurde indes zum ersten Mal zum Unfallhergang von der Polizei befragt.
Hannes Arch während des Hangar Walks im Rahmen des Red Bull Air Race am 25. Oktober 2014 am Red Bull Ring in Spielberg.
Österreich

Hannes Arch: Im Herzen Bergsteiger und Abenteurer

Mit Hannes Arch ist einer der bekanntesten Extrem- und Flugsportler verunglückt. Der Air-Race-Weltmeister erfüllte sich den Traum vom Abenteuer in der Luft und in den Bergen – dort ging sein Leben auch zu Ende.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.