Frauen in Hotels in Österreich zur Prostitution gezwungen

Die bosnische Polizei hat einen Mädchenhändlerring ausgehoben. Das österreichische Bundeskriminalamt sucht weitere Opfer und Verdächtige.

Die bosnischen Behörden haben einen Menschenhändlerring auffliegen lassen, dessen Fänge bis nach Österreich reichten: Junge Frauen aus Bosnien, Serbien und offenbar auch aus der Ukraine wurden im Internet "angeboten" und in Hotels zur Prostitution gezwungen.

In Österreich befreite die Polizei bisher in Erfüllung eines bosnischen Rechtshilfeersuchens "mehrere" Frauen, Festnahmen gab es hierzulande noch keine, sagte Oberst Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle im Bundeskriminalamt (BK) zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels, und bestätigte damit einen Bericht der "Kronen Zeitung" vom Montag.

In Bosnien waren laut der Zeitung am Freitag 16 Verdächtige bei Razzien durch eine Spezialeinheit verhaftet worden. Die Ermittlungen in Österreich seien erst am Anfang: "Wir gehen davon aus, das es weitere betroffene Frauen gibt. Zudem laufen die Nachforschungen nach den Tätern. Die Frauen wurden in Österreich ja nicht sich selbst überlassen, da gab es Aufpasser und Vermittler, die immer wieder eingereist sind."

Hotelbetreiber wussten nichts davon

Laut Tatzgern handelte es sich um "versteckte Prostitution" in Hotels: Die Frauen wurden von Bandenmitgliedern in den Unterkünften eingemietet, ohne dass die Hotelbetreiber von den kriminellen Hintergründen erfahren hätten. Die Örtlichkeiten wurden regelmäßig gewechselt, um möglichst wenig aufzufallen. Tätig war die Organisation fast im ganzen Bundesgebiet, von Wien bis Vorarlberg. Kunden akquirierte sie über eine eigene Internetseite.

In Österreich handelte es sich bei den bisher entdeckten Opfern um mehrere junge Frauen aus Bosnien und Serbien, Minderjährige waren laut Tatzgern nicht darunter. Teils wussten die Frauen zwar, dass sie sich mit der Rotlichtbranche einließen, ahnten aber nichts von den schlechten Lebensbedingungen und dem kümmerlichen Verdienst, der sie dann erwartete.

Teils seien die Opfer auch getäuscht worden und hätten auf eine Arbeit als Tänzerin gehofft, berichtete der BK-Oberst. Wollten sie dann aussteigen, wurden sie "massiv unter Druck gesetzt", etwa mit körperlicher Gewalt oder mit der Drohung, die Familie daheim über ihre Tätigkeit in der Sexbranche zu informieren.

Möglicherweise rund 100 betroffene Frauen

Nach Angaben der bosnischen Behörden fand die Operation, die sich gegen organisierte Kriminalität, Menschenhandel, Geldwäsche und illegale Prostitution richtete, zeitgleich in vier Ländern statt. Laut  Staatsanwaltschaft in Sarajevo hat die Bande, bei deren Mitgliedern es sich um Bosnier und Serben handle, zumindest zwei Jahre lang arme und junge Frauen aus Bosnien, Serbien und der Ukraine in Österreich und Deutschland der Prostitution zugeführt. Detaillierte Zahlen über Opfer und Verdächtige wurden hier zunächst nicht genannt, die "Krone" berichtete über rund 100 betroffene Frauen.

(APA)

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