Polizei stellte Kunstfälscher in Schwechat

Die Kunstfälscher-Bande versuchte, für 72 Millionen Euro angebliche Picasso- und Chagall-Gemälde zu verkaufen. Sechs Verdächtige wurden ausgeforscht.

Mit einem Scheinkauf haben Ermittler des Stadtpolizeikommandos Schwechat eine Kunstfälscherbande auffliegen lassen. Die Täter hatten in einem Verkaufskatalog die Gemälde zum Gesamtpreis in der Höhe von 72 Millionen Euro angeboten. Sechs Beteiligte wurden mit Unterstützung des Bundeskriminalamtes (BK) und des Landespolizeikommandos Niederösterreich ausgeforscht.

Die Ermittler des Stadtpolizeikommandos hatten sich zu Jahresbeginn nach einem Tipp auf die Fährte der Bande gesetzt, wie am Montag bei einem Hintergrundgespräch im BK ausgeführt wurde. Demnach wollte eine slowenisch-österreichische Tätergruppe angebliche Bilder von Pablo Picasso veräußern, und dies am besten in einem Hotel am Flughafen Wien-Schwechat. Die Fahnder schalteten das Landeskriminalamt Niederösterreich und das Bundeskriminalamt ein.

Der Verdacht erhärtete sich, als der Verkaufskatalog angeboten wurde. Die Ermittler erwirkten eine gerichtliche Bewilligung für ein Scheingeschäft. Dabei sollten am Flughafen Wien in einem Hotel fünf Picassos um rund zehn Millionen Euro verkauft werden. Das Einsatzkommando Cobra wurde eingeschaltet, da die Polizisten nicht ausschlossen, dass die Täter bewaffnet sind. Die Festnahme lief jedoch reibungslos ab.

Bei den sechs Beteiligten handelt es sich um fünf Österreicher und einen Slowenen zwischen 46 und 64 Jahren. Sie behaupteten bei den Einvernahmen, dass sie von der Echtheit der Bilder überzeugt waren und keine Betrugsabsicht hatten. Einer gab sich zwar als Kunstexperte aus, eine einschlägige Ausbildung wies aber keiner der sechs auf. Sie gehen auch keiner Beschäftigung nach und waren eher knapp bei Kassa. Als der angebliche Kauf eingefädelt wurde, dürften sie vor lauter Gier auf jede Vorsichtsmaßnahme vergessen haben, schilderte ein Ermittler.

Bei Haus- und Kfz-Durchsuchungen wurden 14 gefälschte Bilder von Pablo Picasso und Emil Nolde sichergestellt. Dazu gab es Unterlagen über die Künstler, Farbkopien, Lebensläufe der Maler, Provenienzen usw. auf. Alle Gemälde hatten Signaturen, auf der Rückseite Stempel von teils bekannten Galerien und Echtheitsbestätigungen von Picassos Sohn Claude Ruiz-Picasso. Im eher dilettantisch fabrizierten Katalog fanden sich Provenienzen teils bekannter Personen.

Im Haus des 64-jährigen Slowenen fanden sich 66 Exponate, angeblich von Künstlern wie Wassily Kandinsky, Gustav Klimt und Claude Monet. Anita Gach, Leiterin des Referats für Kulturgutfahndung im BK, betonte, es handle sich nicht um Kopien existierender Werke, sondern um eigenständige Bilder im jeweiligen Stil der Künstler.

Das Angebot der Fälscher richtete sich offenbar an weitere illegale Händler, die Bilder hatten keine Zertifikate. BK-Direktor Franz Lang ergänzte: "Der Kunstmarkt befindet sich enorm im Entwickeln. Auch der illegale, auch im Internet, auch im Darknet." Die Gruppe dürfte schon mehrfach versucht haben, gefälschte Werke in Österreich zu verkaufen, sagte NÖ-Landespolizeidirektor Franz Prucher. Unklar ist noch, wer die Werke wann, wo und in wessen Auftrag gefälscht hat.

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) erläuterte, warum der Kunstmarkt auch sicherheitspolitisch ein immer größeres Thema wird. "Im internationalen Kunstmarkt tauchen immer wieder Gegenstände aus Museen und aus Kriegsgebieten auf. Diese werden auch von Terroristen zur Finanzierung ihrer Ziele angeboten", sagte Sobotka.

(APA)

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