72 Millionen Euro für falsche Meister

Falscher Picasso. „Wert“: 2,7 Mio. Euro.
Falscher Picasso. „Wert“: 2,7 Mio. Euro. (c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Polizisten aus Schwechat überführten eine Kunstfälscherbande aus Österreich.

Wien. In der Asservatenkammer des Bundeskriminalamts im neunten Wiener Gemeindebezirk findet dieser Tage eine besondere Vernissage statt. Zu sehen sind 80 Bilder mit Signaturen von Meistern wie Pablo Picasso, Marc Chagall, Gustav Klimt und Claude Monet. Anders als im Museum darf man die Gemälde hier sogar angreifen. Es handelt sich durchwegs um Fälschungen.

Anlass für die Ausstellung der besonderen Art ist ein Ermittlungserfolg des Stadtpolizeikommandos Schwechat. Mit Unterstützung des Bundeskriminalamts und der slowenischen Behörden konnte eine Bande von Kunstfälschern überführt werden, die sich nun als Tatverdächtige wegen schweren versuchten Betrugs verantworten muss. Das Verfahren führt die Staatsanwaltschaft Korneuburg.

Schon zu Jahresbeginn kam der Hinweis, dass die Männer, fünf Österreicher und ein Slowene, Werke der genannten Meister mit einem Nennwert in Höhe von 72 Mio. Euro verkaufen wollten. Dafür wurden Echtheitszertifikate, Stempel von Galerien oder Schreiben von prominenten Voreigentümern (u. a. von Ex-Bundespräsident Kurt Waldheim) angefertigt. Zum Übergabetermin in einem Hotel auf dem Gelände des Flughafens Schwechat kamen die zum Schein darauf eingegangenen Kriminalisten jedoch nicht mit der vereinbarten Kaufsumme in bar, sondern in Begleitung des Einsatzkommandos Cobra.

Werkstatt in Serbien?

Bei den anschließenden Hausdurchsuchungen in Österreich und Slowenien wurden insgesamt 80 Gemälde sichergestellt. Wer die Werke angefertigt hat, ist noch nicht klar. Eine der Spuren dürfte jedoch nach Serbien führen. Die falschen Werke sind keine Kopien bestehender Gemälde, sondern falsche Einzelstücke. Solche Bilder werden so gut wie immer an den großen Auktionshäusern vorbei an Kunden verkauft, die wissen, dass zumindest die Quelle fragwürdig ist. (awe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2016)

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