Hilfe für die "Kreuzzügler": Mit Kartons für notleidende Kinder

Symbolbild Weihnachten
Symbolbild WeihnachtenAPA
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Sebastian Kurz bewirbt "Weihnachten im Schuhkarton". Der Mann dahinter fand den Islam teuflisch und Donald Trump Gottes Wahl.

Politiker packen Weihnachtspackerl – das klingt inmitten des Trubels rund um die US-Wahlen nach einer endlich herzerfreuenden Nachricht. Auf einer Packparty haben drei deutsche Bundestagsabgeordnete von CDU, SPD und Grünen Geschenkepäckchen für arme Kinder gefüllt; in Österreich hat Außenminister Sebastian Kurz auch schon eine Schuhschachtel gepackt – und dazu am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite geschrieben: „Freue mich, wenn das noch viele andere tun!“

Dass hinter der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ ein Mann steht, der 2015 verkündet hat, Amerika solle vorerst keinen einzigen Menschen muslimischen Glaubens mehr ins Land lassen, und 2016, dass Donald Trump die von Gott einzig gewollte Wahlmöglichkeit für amerikanische Christen sei – das wissen wohl nur die wenigsten Spender, die ihren Karton in den vergangenen Wochen an einer der Abgabestellen deponiert haben, die auf der österreichischen Homepage angegeben sind.

F. Graham: Kein Muslim in die USA!

Auch Kardinal Schönborn unterstützt die Aktion Weihnachten im Schuhkarton, die im deutschsprachigen Raum vom christlichen Werk Geschenke der Hoffnung organisiert wird. Sie ist Teil der internationalen Operation Christmas Child, die Hilfe und Mission in einem verfolgt und zu Weihnachten Millionen Kinder in rund 100 Ländern erreicht. Operation Christmas Child wird von der in North Carolina ansässigen Organisation Samaritan's Purse geleitet, und diese wiederum vom 64-jährigen evangelikalen Pastor Franklin Graham, Sohn des in den USA berühmten Erweckungspredigers Billy Graham. Seine Hilfseinsätze werden auf der Homepage der Samaritan's Purse „crusades“ genannt, den Islam bezeichnete er nach 9/11 als „sehr böse und teuflische Religion“. Und konservativen Christen riet er nach Bekanntwerden von Trumps sexistischen Äußerungen, sich „die Nase zuzuhalten und zu wählen“. Er glaube, „Donald Trump hat sich geändert. Ich glaube, Gott arbeitet in seinem Herzen und in seinem Leben“.

An der Kartonvergabe beteiligen sich in den jeweiligen Ländern Gruppen verschiedener christlicher Konfessionen; den beschenkten Kindern wird von Weihnachten erzählt, zusätzliche Betreuung und Glaubenskurse werden angeboten: dank Freiwilligen, aber auch, wie „Die Presse“ beim österreichischen Ableger von Geschenke der Hoffnung erfuhr, zum Teil mithilfe der acht Euro, um die jeder Schuhkarton-Spender gebeten wird. Auch deswegen empfiehlt sich Spendenfreudigen ein Blick in das bunte Heftchen „Das größte Geschenk“, das den Kindern angeboten wird. Es betont stark die ständige Sündhaftigkeit des Einzelnen („Unser größtes Problem ist Sünde . . . Jeder von uns macht fortwährend unrechte Dinge“), und dass der Glaube an Jesu die einzige Rettung vor der Hölle (Trennung von Gott und allem Guten) sei.

„Die Broschüre würden wir wohl religionspädagogisch anders gestalten“, hieß es auf Anfrage der „Presse“ aus dem Büro von Kardinal Schönborn. Die Idee, Kindern eine Freude zu machen und den Grund dieser Freude nicht zu verschweigen, halte man aber grundsätzlich für gut; doch „der Diskussionsprozess ist sicher noch nicht abgeschlossen.“ Sebastian Kurz wiederum ließ der „Presse“ ausrichten, man werde „die Vorwürfe prüfen“.

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