Im Haus, in dessen Keller Josef. F. seine Tochter gefangen hielt, sollen Personalwohnungen entstehen. Die Käufer sind Nachbarn – und betreiben etwa eine Gogobar.
Amstetten/Wien. Jenes Haus in Amstetten, in dessen Keller Josef F. 24 Jahre lang seine Tochter gefangen gehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt hatte, ist verkauft. Die Käuferin ist Ingrid Houska, eine Amstettenerin, die das Gebäude gemeinsam mit einer russischen Geschäftspartnerin erworben hat, bestätigte der Ehemann der Käuferin, Herbert Houska. Die Schlüsselübergabe soll heute, Dienstag, stattfinden.
Die neuen Eigentümer planen, das Haus zu sanieren und dort Wohnungen einzurichten. Es sei Zeit, einen „Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen, wir müssen wieder Leben hineinbringen“, wird Houska in den „NÖN“ zitiert. Man könne es nicht ewig leer stehen lassen, in zwei Jahren solle es wieder ein Haus wie jedes andere sein. Das Interesse der Houskas an dem Haus kommt wohl auch daher, dass die beiden in unmittelbarer Nachbarschaft leben. Nachdem das Verbrechen 2008 aufgeflogen war, hat das Haus Schaulustige angezogen. Seit nunmehr acht Jahren steht es nun leer.
Die Treppe zur nach hinten versetzten Eingangstür wurde 2012 vernagelt, zuvor war sie verwüstet und beschmiert worden. Den illegal errichteten Keller, den F. als Verlies nutzte, ließ der Masseverwalter 2013 zubetonieren, damit diesen Ort nie wieder jemand betreten könne und um so „die Intimsphäre der Opfer auf ewig zu sichern“. Der zubetonierte Keller verhindert nun freilich, dass sämtliche Spuren des Verbrechens auf dem Grundstück beseitigt werden.
Wohnungen fürs Personal
Die neuen Besitzer wollen das Haus nun offenbar nur umbauen, nicht komplett schleifen. Die Wohnungen sollen dann, heißt es von Houska, unter anderem als Unterkünfte für Personal genutzt werden. Vermutlich geht es um das Personal seiner Gastronomiebetriebe: Herbert Houska ist der Pächter des Stadtbrauhofs, eines etablierten Amstettener Innenstadt-Restaurants. Und nebenbei ist Herbert Houska laut Firmenbuch Gesellschafter und Geschäftsführer der Bar Josefine, einer, laut offizieller Beschreibung, Go-go-Bar, die auf ihrer Website mit „Totalstriptease“ in Separees wirbt – und dort „New Girls“ präsentiert. Diese Frauen könnten also unter jenen Mitarbeitern sein, denen die Personalwohnungen in dem Haus mit seiner Vergangenheit zur Verfügung gestellt werden – es ist aber auch die Rede davon, dass dort Lehrlinge untergebracht werden könnten.
Der Kaufpreis des Anwesens dürfte Gerüchten zufolge jedenfalls eher niedrig gewesen sein. Unter Anrainern ist die Rede von 150.000 bis 170.000 Euro. Zuvor war das Anwesen lange um 200.000 Euro auf dem Immobilienmarkt angeboten worden, haben wollte es niemand. Schließlich war es für viele Amstettener lange undenkbar, dass dort wieder jemand wohnt, bevor das Haus abgerissen wird. Zu präsent ist das Verbrechen, das 2008 aufgeflogen ist. 2009 wurde Josef F. wegen Mordes durch Unterlassung, Sklavenhandel, Freiheitsentziehung, Vergewaltigung, Blutschande und schwerer Nötigung zu lebenslanger Freiheitsstrafe und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt.
„Vielleicht schwindet Mythos“
Über sein Vermögen wurde Konkurs eröffnet, das Haus war Teil der Konkursmasse. Danach war lange unklar, wie es mit diesem Haus weitergehen solle. Es galt als unverkäuflich, obwohl immer wieder von Interessenten die Rede war. Im Herbst 2015 hieß es sogar, der Masseverwalter wolle es dem Innenministerium als Unterkunft für Flüchtlinge anbieten. Daraus wurde nichts.
In Amstetten wurden die Überlegungen zum medial so genannten „Horrorhaus“ stets kritisch beobachtet, eine neue Nutzung – sofern sie adäquat ist, wie Bürgermeisterin Ursula Puchebner betont – sieht man auch positiv: Vielleicht, sagt Puchebner, würde der Mythos F. dann langsam verschwinden.