Mafiaprozess: Wurde Zeuge manipuliert?

Der Bruder eines Bosses bekam eigene Verhandlung.

Wien. Im großen Wiener Mafiaprozess gegen den bosnischstämmigen Edin D. (38), den mutmaßlichen Kopf eines Schutzgelderpresserrings, haben vor einigen Tagen die Belastungszeugen unter einzigartigen Sicherheitsvorkehrungen im Wiener Straflandesgericht ausgesagt. Die Zeugen sollen nämlich von Leuten aus dem Umfeld des Angeklagten bedroht worden sein. Am Mittwoch wurde nun auch dem Bruder von D. der Prozess gemacht. Er soll versucht haben, Zeugen zugunsten des mutmaßlichen Bandenbosses zu beeinflussen bzw. zu bestechen.

So, wie sich D. nicht schuldig bekennt (seine Verhandlung ist zuletzt vertagt worden), so gab nun auch sein Bruder an, er sei schuldlos. Sein Anwalt Elmar Kresbach ließ mit einer unerwarteten Verteidigungsstrategie aufhorchen: Einer der Zeugen, die laut den Vorwürfen von D.s Bruder bedrängt worden sein sollen, hätte von sich aus den Kontakt zum Bruder gesucht. Außerdem stehe dieser Zeuge unter Anleitung der Polizei. Denn: Die Polizei führe „einen Feldzug“ gegen Edin D. Der Grund sei: Der 2006 begangene Mord im Hernalser Lokal Cappuccino (damals betrieb D. das Lokal) konnte bis heute nicht aufgeklärt werden. Heute, Donnerstag, wird der „Bruderprozess“ fortgesetzt. (m. s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2016)

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