Rattengift in Kaffee: Prozess gegen Ehefrau

Die Frau sagte vor Gericht, sie wollte ihn nicht sternen lassen, sondern nur, dass der schwer demente Mann ins Krankenhaus komme. Ein Psychiater stufte die 67-Jährige als nicht zurechnungsfähig ein.

Eine Steirerin hat sich am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht vor einem Geschworenensenat verantworten müssen. Die Frau soll ihrem Ehemann zwei Monate lang immer wieder Rattengift in den Kaffee getan haben. Der schwer demente Mann überlebte. "Ich wollte nur, dass er ins Spital kommt, damit ich mich erholen kann", beteuerte die 67-jährige. Sie wurde als nicht zurechnungsfähig eingestuft.

"War verzweifelt und traurig"

"Ich war verzweifelt und traurig", versuchte die Steirerin zu erklären, warum sie ihrem kranken Ehemann immer wieder Gift verabreicht hat. Es waren insgesamt "mehrere 100 Gramm", wie Staatsanwalt Christian Kroschl erläuterte. Der Mann wurde jedes Mal mit "Blutungen in verschiedenen Körperregionen" ins Krankenhaus gebracht, wo es ihm dann bald wieder besser ging. Bis er dann zuhause die nächste Dosis verabreicht bekam. Grundsätzlich bekannte sich die 67-Jährige schuldig.

"Sie haben Ihrem Mann immer wieder etwas in den Kaffee getan", stellte Richter Helmut Wlasak fest. "Ja", bekräftigte die Frau. "Was war denn das?", hakte der Richter nach. "So ein bissl Rattengift", schilderte die Betroffene. "Warum?", wollte der Richter wissen. "Ich war verzweifelt und traurig", versuchte die Frau zu erklären. "Was wäre gewesen, wenn er gleich zu Hause gestorben wäre?" "Das wäre mir nicht recht gewesen. Ich wollte nur, dass er ins Spital kommt und ich mich erholen kann", betonte sie.

Überfordert von Pflege und Streits

Mit der Pflege des Mannes sei sie zunehmend überfordert gewesen, und als ihr Sohn nach der Scheidung nach Hause zog, eskalierte die Situation. Die beiden Männer stritten häufig, schließlich zog die Frau in den Keller. Ihr Mann sei "immer so lästig gewesen, er hat nur geschimpft, nichts hat gepasst, und immer hat er Sex wollen", brach es aus der Befragten heraus. "Es war keine schöne Ehe, er ist 15 Jahre immer besoffen nach Hause gekommen", gab sie weiter zu Protokoll. Erst als ihr Mann gesundheitliche Probleme hatte, schränkte er seinen Alkoholkonsum ein.

"Sie hat ihn jedes Mal ins Krankenhaus gebracht", führte die Verteidigerin für ihre Mandantin ins Treffen. "Dass wir überhaupt hier sitzen, ist ein Systemversagen. Psychisch kranke Menschen werden allein gelassen", meinte die Anwältin. Die 67-Jährige wurde vom psychiatrischen Gutachter Manfred Walzl als "nicht zurechnungsfähig" eingestuft. Sie leidet ebenfalls an einer Art Demenz. Mittlerweile wurde sie aber medikamentös so gut eingestellt, dass sie vor Gericht einen durchaus orientierten Eindruck machte.

Entscheidung für Abend erwartet

Die Geschworenen mussten entscheiden, ob die Steirerin tatsächlich nicht zurechnungsfähig ist und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingeliefert wird. Wäre die Frau zurechnungsfähig, würde ihr eine Verurteilung wegen versuchten Mordes drohen. Eine Entscheidung wird für den Abend erwartet.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.