Der zweifache Judo-Olympiasieger war im Dezember nicht zu seinem Prozess wegen Kindesmissbrauchs erschienen und untergetaucht. Zuletzt war er als Trainer in Aserbaidschan tätig. Dort ist er wohl nicht mehr.
Das Wiener Landesgericht für Strafsachen hat gegen den untergetauchten Judo-Doppel-Olympiasieger Peter Seisenbacher einen Europäischen Haftbefehl erlassen. "Der Angeklagte ist weltweit zur Verhaftung ausgeschrieben", gab Gerichtssprecherin Christina Salzborn Montagmittag in einer Pressemitteilung bekannt.
Seisenbacher war am 19. Dezember unentschuldigt nicht zu seiner Verhandlung im Wiener Landesgericht erschienen, wo er sich wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen vor einem Schöffensenat verantworten hätte müssen. Seither fehlt von ihm jede Spur.
Wie nun bekannt wurde, ist über Antrag der Staatsanwaltschaft schon wenige Stunden nach dem geplatzten Prozess eine Festnahmeanordnung aus dem Haftgrund der Fluchtgefahr ergangen und der Haftbefehl erlassen worden. Dies hatte das Wiener Landesgericht bewusst nicht nach außen kommuniziert. "Aus kriminaltaktischen Gründen und um die Fahndung nicht zu behindern, wurde von einer Information der Medien und Öffentlichkeit vorerst Abstand genommen", so Gerichtssprecherin Salzborn.
Wohl nicht mehr in Aserbaidschan
Die Fahndung nach Seisenbacher brachte allerdings in den vergangenen vier Wochen keinen Erfolg. Der 56-Jährige, der zuletzt die Judo-Herren-Nationalmannschaft in Aserbaidschan trainiert hatte, dürfte sich nicht mehr in Aserbaidschan befinden. Informationen deuten darauf hin, dass er Ende Dezember den vorderasiatischen Staat verlassen hat.
Zu seiner möglichen Fluchtroute gibt sich die Justiz bedeckt: "Zu Fahndungsmaßnahmen können derzeit keine Angaben gemacht werden", war der Medieninformation des Landesgerichts zu entnehmen.
"Ich habe davon heute von Medienvertretern erfahren. Überrascht hat es mich nicht. Ich kenne die Konsequenzen, wenn man zu einer Verhandlung nicht kommt", kommentierte Seisenbachers Verteidiger Bernhard Lehofer die jüngsten Entwicklungen. Was den aktuellen Aufenthaltsort seines Mandanten betrifft, "habe ich nicht die geringste Ahnung, wo er sein könnte. Er hat sich nicht bei mir gemeldet", versicherte der Anwalt im Gespräch mit der Austria Presseagentur.
Schwere Anschuldigungen
Seisenbacher soll nach dem Ende seiner aktiven Karriere als Trainer in seinem Wiener Judo-Verein zwei unmündige Mädchen missbraucht haben. Eine weitere Jugendliche wehrte ihn laut Anklage ab, als er zudringlich wurde - die Staatsanwaltschaft hat dieses Faktum als versuchten Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses angeklagt. Seisenbacher hat sich zu den Anschuldigungen bisher nicht öffentlich geäußert hat. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Die Causa Seisenbacher war aufgrund der Prominenz des Verdächtigen berichtspflichtig. Der Anklageentwurf wurde von der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) und von dem von Justizminister Wolfgang Brandstetter eingerichteten Weisungsrat geprüft und genehmigt.
>> Die Fahndungsseite auf bmi.gv.at
(APA)