Wie der Winter die Straßen verteuert

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THEMENBILD: WETTER / SCHNEE / WINTER / EIS(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Kälte und Schnee auch im Flachland lassen die Kosten für den Winterdienst in die Höhe schnellen. Vor allem kleinere Gemeinden belasten diese Ausgaben oft enorm.

Wien. Der selten gewordene Naturschnee freut vor allem den Tourismus. Straßenerhalter, insbesondere kleinere Gemeinden, sehen in den Temperaturen und Niederschlägen der vergangenen Tage jedoch zusehends eine Last. Das Ausbringen von Salz und Streusplitt wird in Zeiten immer milderer Witterung dann, wenn es doch schneit, eine Position im Budget, die sich schnell vervielfacht. Zwar gibt es wegen der komplizierten Unterscheidung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden keine gemeinsamen Daten, auf Basis von Detailzahlen lässt sich jedoch annehmen, dass die Kosten weit über 100 Mio. Euro liegen müssen.

Allein die Asfinag, die mit ihren Autobahnen gerade einmal 2200 – allerdings mehrspurige – Kilometer Straße betreut, gibt jährlich im Durchschnitt 40 Mio. Euro für den Winterdienst aus. Die neun Bundesländer (33.642 Kilometer) und die Gemeinden (97.745 Kilometer) haben sich als Straßenerhalter im Winter um die Sicherheit wesentlich längerer Streckennetze zu kümmern

Streuen statt Kapelle

(C) DiePresse

Vor allem die Kleinsten kann eine niederschlagsreiche kalte Jahreszeit hart treffen. Eine Studie der TU Wien fand heraus, dass der Winterdienst auf Autobahnen etwa 20 Prozent, auf Landesstraßen 25 bis 30 Prozent der gesamten Betriebskosten ausmacht. In bevölkerungsschwachen Gemeinden mit entsprechend schmalen Budgets aber auch schnell mehr.

Margit Göll ist Bürgermeisterin der 700 Einwohner-Gemeinde Moorbad Harbach im niederösterreichischen Waldviertel. Wegen der geringen Verkehrsdichte und zum Schutz der Natur streut man hier Split statt Salz. Ende der Wintersaison muss dieser jedoch eingekehrt und den Vorschriften entsprechend gereinigt und aufbereitet werden. Für Asfinag und Bundesländer sind das kleine Beträge, aber wenn Göll von 18.000 Euro Jahresbudget für den Straßenbetrieb 13.000 für den Winterdienst aufwenden muss, dann tut das weh. „Das ist dann Geld, das wir zum Beispiel bei der Renovierung einer Kapelle streichen müssen."

100 Euro pro Tonne Streusalz

Vor fünf Jahren erhob die Forschungsgesellschaft Straße, Schiene, Verkehr (FSV) den durchschnittlichen Streusalzverbrauch aller Länder inklusive Asfinag. Pro Jahr kamen damals 271.000 Tonnen zusammen. Bei Kosten von etwa 100 Euro pro Tonne entspricht allein das einem Aufwand von 27 Mio. Euro.

Doch Salz ist lange nicht alles. Allein in Niederösterreich, dessen Streckennetz mit annähernd 14.000 Kilometern das mit Abstand größte aller Bundesländer ist, verbraucht zusätzlich zu jährlich 80.000 Tonnen Salz etwa 200.000 Tonnen Streusplit pro Winter. Dieser ist zwar in der Anschaffung (8 bis 15 Euro pro Tonne) vergleichsweise billig, verursacht aber bei der Einkehr – siehe Moorbad Harbach – ungleich höhere Kosten.

„Der maßgebliche Kostenpunkt ist jedoch der Treibstoff“, sagt Niederösterreichs Straßenbaudirektor Josef Decker. In einem niederschlagsreichen Winter fahren die 350 eigenen, und im Bedarfsfall 310 angemieteten Räum- und Streufahrzeuge nämlich ungleich mehr Einsätze und Kilometer als sonst.

Wie groß die Unterschiede zwischen strengen und milden Wintern sein können, das zeigen die Aufzeichnungen der Asfinag (siehe Grafik). 2012/13 fielen vor allem im Gebirge enorme Schneemengen, entsprechend hoch war der Salzverbrauch (135.000 Tonnen). Der Winter des Vorjahres war sozusagen nicht der Rede wert: 59.600 Tonnen entsprachen nicht einmal der Hälfte.

Der aktuelle Winter ist übrigens auf dem Weg, ein teurer zu werden. Zumindest dann, wenn die Witterung so bleibt. Zu Halbzeit, Anfang Jänner 2017, hatte die Asfinag bereits 46.680 Tonnen Salz gestreut. Und das, obwohl der relative Salzeinsatz pro Quadratmeter und Streuung durch die Einführung neuer Methoden (Solestreuung) und Strategien (vor Niederschlägen, nicht erst danach) in den vergangenen Jahren deutlich reduziert werden konnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2017)

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