Mutter in Vorarlberg wegen versuchter Zwangsheirat vor Gericht

Eine Tschetschenin soll die Absicht gehabt haben, ihre 13-jährige Tochter in der Türkei zu verheiraten. Ihr war allerdings schon zuvor das Sorgerecht entzogen worden.

Eine 49-jährige Frau hat sich am Freitag wegen des Vorwurfs der Zwangsheirat vor dem Landesgericht Feldkirch verantworten müssen. Die Tschetschenin soll im vergangenen Herbst versucht haben, ihre damals 13-jährige Tochter in der Türkei zu verheiraten. Ebenfalls angeklagt waren ihr 63-jähriger Mann und Vater des Mädchens sowie ein 57-jähriger Türke, berichtete ORF Radio Vorarlberg.

Die 49-Jährige sprach vor Gericht von einem Urlaub, den man in der Türkei verbracht habe. Dass im Zuge des Aufenthalts ihre Tochter hätte verheiratet werden sollen, wies die Frau zurück. Auch ihr Mann wollte von einer Zwangsheirat nichts gewusst haben. Die 13-Jährige sei freiwillig mitgekommen, wurde betont. Dass sie dort eine Koranschule hätte besuchen sollen, begründete die Mutter mit der Selbstständigkeit und der Eigensinnigkeit der Tochter.

Tochter geflüchtet?

Zu einer Zwangsheirat kam es letztlich nicht. Das Mädchen kehrte alleine nach Österreich zurück. Laut Mutter, weil der 13-Jährigen langweilig gewesen war, die Anklage wiederum vertrat den Standpunkt, dass die Heranwachsende geflüchtet sei.

Brisant an dem Fall ist, dass die Eheleute ihre Tochter keinesfalls mit in die Türkei hätten nehmen dürfen - ihnen war nämlich schon zuvor das Sorgerecht entzogen worden. Die Behörde schritt ein, weil der 63-jährige Vater die Tochter über Jahre hinweg geschlagen haben soll. Er soll auch versucht haben, die 13-Jährige zum Tragen eines Kopftuchs zu zwingen. Der 63-Jährige wies die Vorwürfe allerdings zurück. Geschlagen habe er seine Tochter nicht, und die Geschichte mit der Zwangsheirat habe sie erfunden, so seine Rechtfertigung.

Türke nur Chauffeur?

Der 57-jährige Türke wiederum, ein Nachbar der Familie, stellte sich lediglich als Chauffeur dar. Er sei ohnehin in die Türkei gefahren und habe die Familie aus Gefälligkeit mitgenommen, sagte er. Von Plänen für eine Zwangsheirat habe er nichts gewusst.

Der Prozess war für mehrere Tage angesetzt. Ein Urteilsspruch am Freitag war aber nicht ausgeschlossen.

(APA)

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