KZ-Stollen "Bergkristall" wird für Besucher zugänglich

Die KZ-Stollenanlage
Die KZ-Stollenanlage "Bergkristall" in Oberösterreich(c) APA (Big/helga Loidold)
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Bereits im Mai 2010 könnten Überlebende des Mauthausen-Außenlagers in Gusen die Stollenanlage besuchen. Nur noch das Geld für die nötigen Sicherheits-Vorkehrungen und die Beleuchtung fehlt.

Die Stollenanlage des ehemaligen KZ Gusen soll Überlebenden und in weiterer Folge auch interessierten Besuchern zugänglich gemacht werden. Das geht aus dem Nutzungskonzept des Innenministeriums hervor. Rudolf Haunschmied vom Gusen Memorial Committee hofft, bereits im Mai 2010 ersten Gruppen eine Besichtigung anbieten zu können. Dringend gesucht wird nun ein Geldgeber, denn das vorliegende Konzept enthält keine Antworten hinsichtlich Finanzierung, Haftung und Organisation.

Im KZ Gusen, einem ehemaligen Außenlager von Mauthausen, waren mindestens 71.000 Menschen aus 27 Nationen interniert, mehr als die Hälfte kam zu Tode. Allein das Projekt "Bergkristall" - der Bau einer acht Kilometer langen Stollenanlage zur unterirdischen Flugzeugproduktion - kostete mehr als 8600 Häftlinge das Leben. Ein Großteil der Gänge wurde mittlerweile aus Sicherheitsgründen verfüllt. Für die verbleibenden zwei Kilometer hat das Ministerium in Abstimmung mit der Gemeinde St. Georgen an der Gusen, Opferverbänden und der Bundesimmobilien-Gesellschaft (BIG) als Eigentümerin ein Nutzungskonzept erstellt.

Zeit für Überlebende drängt

Demnach will man Überlebenden die Möglichkeit geben, die Stollen noch einmal zu besuchen. Bereits im Mai 2010 - anlässlich der jährlichen Gedenkfeierlichkeiten in Mauthausen - sollen die ersten in die unterirdischen Gänge vorgelassen werden, hofft Haunschmied. Hier dränge angesichts des Alters der Betroffenen die Zeit. 2011 oder 2012 sei dann geplant, auch anderen Interessierten Führungen in kleinen Gruppen mit speziell ausgebildeten Guides anzubieten. Die Gänge allein zu erkunden, wäre zu gefährlich, so Haunschmied.

Auch wenn das Konzept eine ständige Öffnung der Stollen für Besucher und Veranstaltungen ausdrücklich ausschließt und nur einen eingeschränkten Betrieb vorsieht, ist der erzielte Kompromiss für Haunschmied "ein Wurf". Man müsse realistisch bleiben und sehen, was mit vernünftigen Mitteln erreicht werden könne. Denn es wäre viel zu gefährlich, Besucher allein durch die Gänge streifen zu lassen, gab er zu bedenken.

BIG haftet für Besucher

Wie rasch sich die Pläne in die Praxis umsetzen lassen, ist allerdings offen. Denn neben einem organisatorischen Konzept wären bauliche Maßnahmen nötig - etwa die Schaffung eines entsprechenden Zugangs oder eines Beleuchtungssystems. Dafür fehlt es aber vorerst noch an Geldgebern. Haunschmied, der den Aufwand auf drei bis vier Mio. Euro schätzt, will nun mit dem Fundraising beginnen. Er hoffe, dass der Bund Mittel zur Verfügung stellt, Zusage habe er aber noch keine.

Die BIG will nur mehr Know-how beisteuern: Man habe bereits zwölf Mio. Euro in Sicherungsmaßnahmen investiert, die nun - bis auf die Rekultivierung - abgeschlossen seien, so Unternehmenssprecher Ernst Eichinger. Übernehmen muss die BIG allerdings die Haftung für Besucher - und steht einem größeren Andrang daher reserviert gegenüber. Sollte ein Überlebender den Wunsch haben, die Stollen zu besuchen, müsse man von Fall zu Fall entscheiden, ob man die Erlaubnis dazu gebe, so Eichinger angesichts der "nicht adäquaten" Sicherheitslage in den unterirdischen Gängen.

(APA)

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