Beschwerden des toten Rekruten wurden laut Kameraden ignoriert

APA/GEORG HOCHMUTH
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Der verstorbene 19-jährige Grundwehrdiener soll sich während des Marsches bei seinen Vorgesetzten beschwert haben, berichten zwei Rekruten.

Knapp zwei Wochen nach dem Tod eines Rekruten in Horn in Niederösterreich haben zwei Kameraden des jungen Mannes in der Wochenzeitung "Falter" Vorwürfe gegen Vorgesetzte erhoben. Der 19-Jährige habe bei dem Marsch nach kurzer Wegzeit geklagt, dass es ihm schlecht ginge. "Er hat es jedem gesagt, aber keiner hat ihm zugehört", zitiert der "Falter" in seiner am Mittwoch erscheinenden Ausgabe.

Er habe blass ausgesehen und ihm sei übel und schwindlig gewesen, berichten die zwei Kameraden, von denen einer bei dem Marsch dabei war. Der 19-Jährige soll die anderen Grundwehrdiener und einen Gefreiten darauf hingewiesen haben, der Gefreite habe ihm aufgetragen weiterzugehen. Auch ein Kommandant soll von den Beschwerden des Rekruten gewusst haben, berichteten die Kameraden laut "Falter". Außerdem habe ein Kommandant vor dem Marsch gesagt, es bringe nichts, sich während der Übung zu beschweren, wer genug Luft habe sich zu beschweren, habe genug Luft zu marschieren.

Im Verteidigungsministerium werden die Ergebnisse der eingesetzten Untersuchungskommission abgewartet, sagte Sprecher Michael Bauer auf APA-Anfrage am Dienstagabend. Im Erstbericht seien jedenfalls "keinerlei Verfehlungen" der Vorgesetzten festgestellt worden. Laut vorläufigem Obduktionsergebnis war Überhitzung des Körpers die Todesursache. Bei einer Blutuntersuchung des verstorbenen Rekruten wurde außerdem ein akuter Infekt festgestellt.

Begräbnis am Donnerstag

Genau zwei Wochen nach dem Tod wird der Soldat am Donnerstag in Wien beerdigt. Der 19-Jährige erhält ein Begräbnis mit militärischen Ehren, daran teilnehmen wird auch Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ), bestätigte Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums.

>>> Artikel im "Falter".

(APA)

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