Zwischenbericht: Hannes Arch prallte mit 100 km/h gegen Felswand

Das Wrack des Hubschraubers von Hannes Arch an der Absturzstelle.
Das Wrack des Hubschraubers von Hannes Arch an der Absturzstelle. APA/EXPA/JFK
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Ein Jahr nach dem Absturz des Kunstpiloten legt die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes ein Zwischenfazit vor: Arch hatte demnach nicht die erforderlichen Flugvorbereitungen getroffen.

Auf den Tag genau ein Jahr nach dem tödlichen Absturz des Kunstflugpiloten Hannes Arch hat die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) am Freitag einen Zwischenbericht veröffentlicht. Demnach hatte der 48-Jährige nicht die erforderlichen Flugvorbereitungen getroffen. Außerdem war er mit einer Fluggeschwindigkeit von ungefähr 53 Knoten - also rund 100 km/h - gegen eine Felswand geprallt.

Die SUB stellte den Bericht am Freitag auf die Homepage, der "Standard" und der "Kurier" berichteten online darüber. Arch hatte die Elberfelder Hütte im Großglocknergebiet am 8. September 2016 mit Lebensmittel versorgt, um 19.02 Uhr startete er die Triebwerke der Robinson R66. Spontan entschloss sich der Hüttenwirt mit nach Salzburg zu fliegen, er nahm auf dem linken Vordersitz Platz. Der Deutsche konnte beobachten, "wie der Pilot Daten in ein tragbares Navigationsgerät eingab und auf dem Display 'kein Signal' stand. Auf Nachfrage des Passagiers, ob dies ein Problem sei, antwortetet der Pilot, dass dies nichts ausmache", heißt es im Bericht.

"Felsen konnten im Lichtkegel wahrgenommen werden"

Nach ungefähr einer Minute und 30 Sekunden Flugzeit "konnten vom Passagier Steine und Felsen im Lichtkegel des Landescheinwerfers wahrgenommen werden". Kurze Zeit später prallte die Maschine auf 2343 Metern Höhe gegen die Felswand, rund 650 Meter nord-östlich der Elberfelder Hütte. Die Wrackteile verteilten sich auf einem Radius von ungefähr 100 Meter. Als die Bergrettung gegen 2.30 Uhr am Unfallort eintraf, war Arch bereits tot, er starb an einem Genickbruch. Der Hüttenwirt wurde befreit und gegen 4.15 Uhr mittel Seilbergung ins Krankenhaus geflogen. Der Deutsche hatte laut Bericht zwei Hals- und einen Lendenwirbelbruch sowie mehrere Rippenbrüche erlitten.

Die Untersuchung ergab, dass die erforderliche Flugvorbereitung "nicht zur Gänze vorgefunden und rekonstruiert" wurde. Außerdem hatte Arch im Flugplan als Abflugpunkt den Heliport St. Johann im Pongau angegeben und nicht die Elberfelder Hütte. Außerdem hätte der gebürtige Steirer so spät gar nicht mehr fliegen dürfen. Die luftfahrtbehördliche Außenlandebewilligung erlaubte Flüge lediglich von 7.30 bis 14.00 Uhr. Außerdem sah die Bewilligung der Kärntner Landesregierung maximal drei Außenlandungen und Außenabflüge in der Zeit von 15. Juni bis 15. September 2016 vor.

Archs Flugerfahrung wird im Bericht mit mehr als 1.019 Stunden angegeben, Hubschrauber des Typs Robinson R66 steuerte Arch knapp 184 Stunden. Nachtsicht-Flugerfahrung hatte er mehr als 28 Stunden.

Arch hat sich als Extremsportler einen Namen gemacht. Er war Bergsteiger, Pilot (Kunstflug, Stunt, Helikopter, Rennflugzeuge, Hängegleiter, Paragleiter), und Unternehmer. Er flog seit vielen Jahren beim Red Bull Air Race mit und holte sich als erster Europäer 2008 den Weltmeistertitel in dieser Rennserie.

(APA)

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