Stift Klosterneuburg bestätigt Missbrauchsfall aus 1993

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Das Stift reagiert auf einen "profil"-Bericht, wonach ein Augustiner-Chorherr "über einen minderjährigen Ministranten hergefallen" sei. Die Mutter des Kindes wollte offenbar keine Anzeige.

Das Stift Klosterneuburg hat am Dienstag in einer Aussendung einen Missbrauchsfall aus dem Jahr 1993 bestätigt. Das Kloster reagierte in einer Aussendung auf einen Bericht in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil". Sexueller Missbrauch sei "unentschuldbar" und "zutiefst verwerflich", wurde betont.

"Wir bedauern sehr, dass der Missbrauch im Jahr 1993 durch den damaligen Augustiner-Chorherren ... stattfand", schrieb das Stift. Dem "profil" zufolge war der Mann "über einen minderjährigen Ministranten hergefallen". "Jeglicher Missbrauch, und erst recht der von Kindern oder Jugendlichen, ist nicht zu entschuldigen und gehört geahndet", betonte Propst Generalabt Bernhard Backovsky in der Aussendung.

"Als der Missbrauch am 2. Oktober 1993 im Stift bekannt wurde, hat man innerhalb von sechs Tagen reagiert und Herrn V. bereits am 8. Oktober 1993 suspendiert. Unmittelbar danach wurde er aufgefordert, aus dem Orden auszutreten. Dies bedeutete, in Rom um Dispens seiner im Orden abgelegten Gelübde anzusuchen. Andernfalls wäre ein kirchenrechtliches Entlassungsverfahren eingeleitet worden, das allerdings eine längere Vorgehensweise bedeutet hätte", hielt das Kloster fest.

Mutter wollt ekeine Anzeige

"Bis zu seinem Austritt, der per Weisung aus Rom erfolgen muss, war das Stift jedoch kirchenrechtlich für seinen Unterhalt verpflichtet und entfernte ihn aus dem Stift in eine Wiener Wohnung. Diese Verantwortung endete mit seinem Austritt im Jahre 1994", wurde weiter erläutert. Rom sei von dem Vorfall informiert, "aber keine zivilrechtliche Anzeige erstattet" worden, "da die Mutter des Kindes dies nicht wollte, um ihr Kind nicht weiter zu belasten und den Missbrauch nicht öffentlich bekannt werden zu lassen".

Das Stift Klosterneuburg habe sich vor dem Eintritt von Herrn V. im Priesterseminar in Trier erkundigt, "von dort aber keine negative Auskunft erhalten, die eine Aufnahme in das Noviziat des Stiftes infrage gestellt hätte. Während seiner Zugehörigkeit zum Stift gab es bis zum Bekanntwerden des Missbrauchs keine Vorfälle, die eine Beendigung seiner Zugehörigkeit erfordert hätte", hieß es weiter.

Spätere Priesterweihe?

Dass der zu dieser Zeit bereits ehemalige Augustiner-Chorherr laut "profil" 1996 im rumänischen Oradea zum Priester geweiht wurde, sei dem Stift nicht bekannt gewesen. "Wir wurden auch nicht kontaktiert." Festzuhalten sei, dass der damalige Novizenmeister und heutige Generalabt Propst Backovsky "keinerlei Bemühungen" unternommen habe, um eine Priesterweihe des Herrn V. in irgendeiner Weise zu ermöglichen. Hätte sich die Diözese Oradea im Stift Klosterneuburg erkundigt, wäre der Mann "nie zum Priester geweiht worden".

(APA)

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