Bevölkerung bejaht Cannabis als Medizin, Experten beklagen Hürden

Archivbild: Cannabisblüten, aufgenommen in Montevideo (Uruguay)
Archivbild: Cannabisblüten, aufgenommen in Montevideo (Uruguay)REUTERS
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Cannabisblüten sollen ergänzend zu den zugelassenen Medikamenten freigeben werden. Eine Umfrage ergab hohe Zustimmung dafür, aber hohe Ablehnung für generelle Cannabis-Legalisierung.

Cannabis für medizinische Zwecke ist der breiten Bevölkerung bekannt und wird von dieser auch mehrheitlich positiv gesehen. Das ergab eine aktuelle Umfrage, die am Dienstag in Wien präsentiert wurde. Anwesende Experten traten jedoch erneut für eine Ausweitung der Anwendung ein, indem auch die Cannabisblüte selbst ergänzend zu den zugelassenen Medikamenten wie etwa Dronabinol freigegeben wird.

Konkret gaben 77 Prozent der 1.000 Befragten an, dass ihnen der Begriff medizinisches Cannabis bekannt ist, auch ist für die Mehrheit die Einschätzung der Wirkungsweise überwiegend positiv besetzt. Jeweils rund 60 Prozent sind aber ebenso für eine strikte Regelung der Abgabe von Medizinalhanf, indem diese nur auf Rezept und in Apotheken erfolgen soll. Denn die generelle Legalisierung ab 21 Jahren wurde von 64 Prozent abgelehnt, wie auch etwa das Recht auf Eigenanbau zu medizinischen Zwecken von der Mehrheit negiert wird (68 Prozent).

Nicht mit Cannabis als Droge gleichzusetzen

Otto Lesch, Präsident der Gesellschaft für Suchtmedizin, wies darauf hin, dass man Cannabis als Medikament nicht mit Cannabis als Droge gleichsetzen könne. Werde eine Substanz zu Therapiezwecken eingesetzt, etwa bei der Behandlung von Schmerzen mit Opiaten, "dann sei keine Suchtgefahr gegeben". Hingegen seien Suchtmittel wie Alkohol und Tabak und die daraus resultierenden zahlreichen jährlichen Toten der Grund dafür, dass man sich den "Außenfeind" Cannabis suche.

Ebenso sei das Verbot von Cannabis allgemein zudem auf "Marktverdrängungsmechanismen" zurückzuführen, erläuterte Lesch. Als Beispiel nannte er das Aufkommen der Barbiturate Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Hanf sei so zu einem Konkurrenzprodukt für das Schlafmittel geworden.

Teils Wirkungsmangel der zugelassenen Medikamente

"Cannabis ist auch ein Gefühl", ergänzte der Wiener Arzt Kurt Blaas, um die "hitzigen Diskussionen" bezüglich der geforderten Freigabe von Cannabisblüten für medizinische Zwecke zu erklären. Er gab an, sich bereits seit zwei Jahrzehnten mit Medizinalhanf zu beschäftigen. Blass trat wie Lesch dafür ein, dass auch die getrockneten Cannabisblüten ähnlich wie in Deutschland freigegeben werden sollen, weil er "weiß, dass das natürliche Cannabis besser wirkt". Das wäre deswegen der Fall, da die Pflanze weitaus mehr Cannabinoide als die einzelne Medikamente enthalten würde und so je nach Patientenleiden dann effektiver wären.

"Dronabinol wirkt etwa für Patienten mit Schlafstörungen, die auf herkömmliche Medikamente nicht mehr reagieren, ideal", erläuterte Blaas. Andere Patienten berichten ihm jedoch oft von einem Wirkungsmangel der zugelassenen Medikamente, würden aber bei Konsum von - aus nicht legalen Quellen stammenden - Cannabisblüten sehr wohl eine Linderung ihrer Symptome verspüren. "Nichts spricht aber aus wissenschaftlicher Sicht gegen die Zulassung der Blüten zu medizinischen Zwecken", schloss der Experte.

(APA)

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