Burkaverbot fordert von Polizei zu Halloween viel Fingerspitzengefühl

APA/HERBERT NEUBAUER
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Halloween hat Österreich, trotz Kritik an dem "fremden" Brauchtum, im Sturm erobert. Die Polizei erwartet wegen Verkleidungen Anrufe aus der Bevölkerungen.

Trotz des seit kurzem geltenden Anti-Gesichtsverhüllungsgesetzes rechnet man bei der Polizei nicht mit einer signifikant erhöhten Einsatzzahl am 31. Oktober, teilte Manfred Reinthaler, Pressechef der Wiener Landespolizeidirektion (LPD), am Montag auf Anfrage der APA mit. Die Beamten würden gerade zu Halloween mit "Fingerspitzengefühl" vorgehen.

Halloween falle - wie auch Fasching - unter die Ausnahme "Tradition" bzw. "Brauchtumsveranstaltungen", erklärte Reinthaler. Bei diesen ist die Verhüllung des Gesichts laut Innenministerium "unter bestimmten Umständen erlaubt". Ohnehin habe es seit Einführung des sogenannten "Burkaverbots" am 1. Oktober relativ wenige diesbezügliche Amtshandlungen gegeben. Diese wenigen seien "medial hochgespielt" worden. "Bei Hinweisen auf Maskottchen müssen wir hinfahren und nachschauen. Das wäre schlimm, wenn wir nichts tun würden."

"Es wird zu Halloween vereinzelt Anrufe aus der Bevölkerung geben", sagte Reinthaler. Diesen werden die Beamten, wie bisher, auch nachgehen. Die Unterscheidung zwischen einer Verhüllung aus religiösen Gründen und einem Halloween-Kostüm "müsse man den Polizisten schon zutrauen". Spezielle Anweisungen für die Beamten werde es am 31. Oktober nicht geben, jedenfalls solle mit "Fingerspitzengefühl" vorgegangen werden. Die Anzahl der Einsatzkräfte werde ebenfalls nicht aufgestockt.

Bei den großen Fachgeschäften für Faschingsartikel und Verkleidungen in Wien rüstet man sich eine Woche vor Halloween bereits für den großen Ansturm. Dieser soll laut Hülya Heinrich von Jux Witte in Wien-Mariahilf diese Woche starten und am 31. Oktober seinen Höhepunkt finden. An dem Tag stünden dann die Leute bis auf die Straße Schlange. Wie schon seit einigen Jahren sei auch heuer einen Trend zu Clown-Masken spürbar. Ebenfalls beliebt seien Kostümierungen und Accessoires zum Thema Zombies, zum mexikanischen Totentag sowie Steampunk, so Heinrich.

Das bestätigte auch Rebecca Reisenauer vom "Faschingsprinz" in der Leopoldstadt. Frauen würden sich heuer gern als "La Catrina" (Symbolfigur des mexikanischen "Dia de los Muertos", Anm.) verkleiden, Männer und junge Burschen als "Killer-Clowns". Als Zombies dürften sich beide Geschlechter gleichermaßen wohlfühlen. Ebenfalls gefragt: Kostüme gruseliger Comic- bzw. Filmfiguren wie "Harley Quinn" oder der "Joker" aus "Suicide Squad".

Ein Geschäftsrückgang wegen des "Burkaverbots" sei in beiden Geschäften nicht zu verzeichnen. Auch bestehe keine besondere Nachfrage nach Gesichtsverschleierungen, wie etwa einer Burka, zu Kostümzwecken. Donald-Trump-Gummimasken hätte man hingegen durchaus schon einige verkauft, berichtete Reisenauer.

"Süßes, sonst gibt's Saures"

Halloween hat Österreich, trotz Kritik an dem "fremden" Brauchtum, im Sturm erobert: Viele Kinder fiebern oder zittern mittlerweile der Nacht auf den 1. November entgegen. Kein Wunder, ist dies doch die schaurige Nacht der verirrten Seelen, des keltischen Todesgottes Samhain und des Hexensabbats.

Die in den USA gebräuchlichen Feiern haben sich auch in Mitteleuropa durchgesetzt - am besten ist dies daran zu erkennen, dass in den heimischen Supermärkten Schoko-Nikoläuse und -Krampusse Anfang Oktober noch nicht die Szenerie beherrschen. Stattdessen sind nachempfundene und echte Kürbisse an allen Ecken und Enden zu sehen.

Die Kinder haben eins zu eins den Brauch übernommen, kostümiert von Haus zu Haus zu ziehen. Mit den deutschen Entsprechungen für "Trick Or Treat" erpressen sie scherzhaft drohend Süßigkeiten, zumeist mit "Süßes, sonst gibt's Saures".

Bewegt sich dieses Fest trotz Schabernacks meist im harmlosen Bereich - die zahlreichen Legenden, die sich um Halloween ranken, sind es mit Sicherheit nicht. So schrieb ein römischer Dichter über den Monatswechsel von Oktober auf November: "... Diese Nacht ist schrecklich! Die Kelten trinken das Blut von Kindern. Dann geben sie sich abstoßenden sexuellen Praktiken hin. Sie verschonen weder Kinder noch Mütter, Menschen jeden Alters und Geschlechts ..."

Die ältesten Wurzeln finden sich bei den schottisch- und irisch-keltischen Druiden: Demnach war es der Tag der Ernte und die Nacht, in der die Erde am nächsten bei der Welt der Geister war und deren verirrte Seelen umhergingen. Mit einem Festmahl sollten diese besänftigt werden.

Die Rolle der Geister haben heute die Kinder übernommen. In den Gewändern von Gespenstern, Hexen, Gnomen, Zwergen, Dämonen, Teufeln, Skeletten, Fledermäusen, Eulen und anderen Fabelwesen ziehen sie durch die Straßen.

Fehlt noch eine klassische Zutat für ein gelungenes Halloween-Fest - der Kürbis: Auch dazu gibt es die passende Mär. Sie betrifft den irischen Dorfschmied Jack O'Lantern, der so geizig und habgierig gewesen sein soll, dass ihm sogar in der Hölle der Zutritt verwehrt wurde. Er wurde bestimmt, auf ewig mit einer Laterne herumzuziehen. Nur ein Stück glühender Kohle in einer ausgehöhlten verrunzelten Zuckerrübe bekam er mit. Über irische Auswanderer kam die Geschichte von Halloween nach Amerika - und dort wurde aus der Rübe ein Kürbis.

Der Name Halloween hat wiederum mit dem 1. November, dem Allerheiligentag, zu tun. Dieser heißt im Englischen "All Saints Day" oder "All Hallows", der Abend davor daher der "All Hallows Eve" - verkürzt eben Halloween. Dieser soll übrigens sehr gut für Weissagungen geeignet sein. Beliebt sind Prophezeiungen zu Reichtum und privatem Glück. So werden Münzen und Ringe oder Fingerhüte in Speisen entdeckt, der Finder wird zu Dagobert Duck oder segelt in den Hafen der Ehe bzw. bleibt sein Leben lang allein.

(APA)

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