Leitlinien für Moscheen

Für Moscheen und Imame gelten neue Leitlinien.
Für Moscheen und Imame gelten neue Leitlinien. (c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Islamische Glaubensgemeinschaft führt Kriterien wie Absage an Radikalismus ein.

Wien. Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) hat interne Kriterien für Moscheen und Imame definiert. Den Leitlinien voran stehen dabei eine Absage an Radikalismus und Extremismus sowie eine Öffnung gegenüber Nichtmuslimen. Bei der Präsentation am Freitag kündigte IGGiÖ-Vizepräsident Esad Memic einen „Weg der Mitte“ an. Imame, die grob gegen die internen Regeln verstoßen, würden abgesetzt.

350 Gebetsräumlichkeiten

Über rund 350 Gebetsräumlichkeiten verfügt die IGGiÖ, allerdings gebe es auch weitere Einrichtungen, die außerhalb der Kontrolle der IGGiÖ lägen, betonte Memic. Zumindest den eigenen Geistlichen will man nun (mehr oder weniger verbindliche) Leitlinien mit auf den Weg geben. Dazu gehört beispielsweise die Empfehlung, Freitagsgebete auch auf Deutsch zusammenzufassen. Davon sollen auch Muslime der dritten und vierten Generationen in Österreich profitierten.

„Wir wollen durch den Kriterienkatalog unterstützen und weiterentwickeln“, fasst IGGiÖ-Vizepräsident Memic zusammen. Die Leitlinien seien auch eine Fortsetzung jenes Kurses, der mit einer Erklärung der Imame gegen Extremismus vor einiger Zeit begonnen habe. Deshalb finden sich auch im Kriterienkatalog entsprechende Absagen an Rassismus und Antisemitismus sowie ein Bekenntnis zu Toleranz und etwa Geschlechtergerechtigkeit. Memic: „Wir sind pro Europa, wir sind pro Österreich.“

Auch der Kontakt zu anderen Religionsgemeinschaften soll nach den Kriterien verbessert werden. „Moscheen sind auch Häuser für Nichtmuslime“, meinte der IGGiÖ-Vizepräsident dazu. Ohnehin habe man bereits ein sehr gutes Verhältnis etwa zur Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und zu den christlichen Kirchen. Aber auch allgemein will die Glaubensgemeinschaft die Kommunikation (nach außen sowie nach innen) verbessern und mehr Transparenz schaffen.

Zertifizierung für Moscheen

Geplant ist auch, die Moscheen der IGGiÖ zertifizieren zu lassen. Jene, welche die Voraussetzungen des Kriterienkatalogs nicht erfüllen, werden beraten und haben noch eine Übergangsfrist. Dekrete für Imame sollen ebenfalls für eine Standardisierung sorgen. Bei groben Verletzungen sollen diese dann abberufen und ersetzt werden. Radikalen Tendenzen wolle man so entgegenwirken, sagte auch Carla-Amina Baghajati von der IGGiÖ. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2017)

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