Michelin: Keine Rückkehr geplant

Kaum Chancen, Österreich-Ausgabe des Gourmet-Guides wiederzubeleben.

WIEN (no). Österreichs führende Gastronomen und Hoteliers liefen Sturm und fürchteten negative Folgen für Ruf und Qualität der österreichischen Topgastronomie: Als der weltweit wichtigste Gourmet-Guide Michelin im Vorjahr beschloss, in Österreich keine Sterne mehr zu vergeben, setzten mehrere Versuche ein, diese betriebswirtschaftliche Entscheidung zu revidieren.

Die Bilder von Köchen, die die Rückkehr ihrer strengsten Kritiker forderten, gingen um die halbe Welt. Immer wieder wurden österreichische Delegationen im Michelin-Hauptquartier Paris bei Guide-Michelin-Chef, Jean-Luc Naret, vorstellig.

Ohne Erfolg, wie „Die Presse“ in Paris aus einer wichtigen Gesprächsrunde erfahren konnte. Beim Michelin-Guide hat man (fast) definitiv abgewinkt. Es habe zwar mehrere Angebote und Vorschläge aus Österreich gegeben, letztlich war darunter aber keiner, der das Verlustgeschäft Michelin Österreich hätte ausgleichen können. Auch mit einem Vertreter der österreichischen Regierung habe es einen Kontakt gegeben, doch deren Emissäre hätten nicht gerade großes Interesse an einer finanziellen Unterstützung oder anderweitigem Engagement gezeigt. Was man bei Michelin durchaus verständlich findet: Dass nach der Entscheidung des Abzugs Rufe nach Intervention beziehungsweise öffentlicher Quersubventionierung laut wurden, verblüffte die Verantwortlichen in Paris.

Die letzte theoretische Möglichkeit, den roten Guide für Österreich zurückzuholen: Es findet sich ein Sponsor, der zwecks Marketing einen großen Teil der Kosten übernimmt. In Japan zeigt das etwa ein Champagner-Hersteller vor. Doch der österreichische Markt ist für ihn „too small“. Wie für Michelin eben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2010)

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