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AC/DC oder Vögel: Konzert in Wels wackelt

(c) AP (Jan Pitman)
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Eine Brutkolonie wäre durch das Konzert gefährdet, der Naturschutzlandesrat will keine Bewilligung erteilen. Der Obmann des Naturschutzbundes befürchtet einen nicht wieder gutzumachenden Schaden.

LINZ. Am Dienstag kehrt der Welser Bürgermeister Peter Koits von einer Dienstreise zurück – unangenehme Neuigkeiten erwarten ihn. Während er der ecuadorianischen Partnerstadt von Wels, Chichigalpa, einen Besuch abstattete, vergrößerte sich die Gegnerschaft bezüglich des geplanten AC/DC-Konzerts auf dem Welser Flugplatz.

Dort brüten rund um den Konzerttermin vom 22. Mai seltene und gefährdete Vogelarten. Im Landtag brachten sich nun grün-blaue Allianzen gegen die Veranstaltung in Stellung, Naturschützer mobilisieren ihre Anhängerschaft und die Junge VP der Landeshauptstadt Linz nützt den Schlagabtausch für den Versuch, den Welsern ihren lukrativen AC/DC-Coup abspenstig zu machen.

Nun gibt es auch noch Spekulationen, der für die Bodenbrüter ungünstige Konzerttermin komme der Welser Stadtführung aus einem anderen Grund nicht ungelegen: „Wollte man einen Termin nennen, der am besten geeignet ist, die Flora und Fauna am Flugplatz zu zerstören, wäre es dieser, an dem das Konzert stattfinden soll“, sagt Josef Limberger, der Obmann des Naturschutzbundes Oberösterreich, zur „Presse“. Er befürchtet einen nicht wieder gutzumachenden Schaden für das ornithologisch wertvolle Gebiet.

Umwidmung des Geländes

Würden die sensiblen Bodenbrüter erst einmal vertrieben, gebe es keinen Grund für die Unterschutzstellung mehr, die bereits vergangenes Jahr beim zuständigen Landesrat Manfred Haimbuchner (FP) eingelangt ist. Diese Vermutung werde auch gestützt durch die Tatsache, dass die Stadt Wels schon seit Jahren vergeblich versucht, zusammen mit der Grundstückseigentümerin, der Bundesimmobiliengesellschaft, einen Teil des Flugplatzes in ein Betriebsbaugebiet umzuwidmen. Bisher scheiterten diese Versuche am Widerstand des Fliegerklubs „Weiße Möwe“, der seit 60 Jahren einen äußerst günstigen Pachtvertrag für das Areal besitzt – kündbar frühestens 2032.

Obwohl man dem Verein im Gegenzug für eine Umwidmung eines Teils des Geländes neue Infrastruktur (Tankstelle, Hangar, Piste) für rund sieben Millionen Euro in Aussicht gestellt hatte, entschied sich die Mehrheit der anwesenden Mitglieder bei der Abstimmung gegen eine Verkleinerung ihres Flugplatzes. Die Naturschützer vermuten, dass nach dem Konzert ein neuerlicher Anlauf in diese Richtung folgen könnte. Haimbuchner hat indes signalisiert, dass es die benötigte Ausnahmegenehmigung für das Konzert nicht geben werde, wenn Wels nicht bereit sei, Standortalternativen zu prüfen. Die Haltung der Stadt sei „nicht verständlich und bedenklich für einen Rechtsstaat“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2010)

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